Aufruf zur Wende in der Frühbetreuung von Kindern

Die Eltern gehen zur Arbeit, die Kinder in die Kita, schon die ganz Kleinen. Das ist der allgemeine Trend in unserer heutigen Gesellschaft und das wird aus verschiedenen Gründen von Politik und Wirtschaft gefördert und gefordert.
Die institutionelle Betreuung, bereits vom Krippenalter an, scheint die ideale Lösung für alle zu bieten. “Frühe Förderung”, “Kinder brauchen Kinder” ist in aller Munde und Eltern wollen das Beste für ihre Kinder.


Was aber sind die Grundbedürfnisse der Kleinkinder?

Und können sie unter den heutigen Bedingungen in der Krippe befriedigt werden – als Voraussetzung für eine gute kindliche Entwicklung?
Zahlreiche  Psychotherapeuten und Ärzte, darunter angesehene Wissenschaftler, weisen auf Gefahren für die Persönlichkeitsentwicklung von Säuglingen und Kleinkindern in den Kitas hin. Sie zeigen auf, dass vor allem unter 3-Jährige i.d.R. zu früh und zu lange in qualitativ unzureichend ausgestatteten Einrichtungen betreut werden, was mittel- und langfristig mit Risiken für ihre psychische Gesundheit verbunden ist. 
Der Aufruf, der von der Politik eine Wende in der Frühbetreuung von Kindern fordert, befasst sich mit der derzeitigen Situation der Kitas, der Erzieher*innen, der Kinder unter 3 Jahren und ihrer Eltern sowie mit notwendigen Konsequenzen.
Die Arbeitsgruppe Frühbetreuung in der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten Deutschland hat diesen Aufruf initiiert.
Erstunterzeichner sind diverse Fachverbände sowie über 200 teilweise namhafte Experten aus den Fachbereichen Psychotherapie, Medizin, Neurobiologie und Pädagogik. 

Die Arbeitsgruppe fordert angesichts des massiven Ausbaus der außerfamiliären (U3-) Betreuung in den letzten Jahren, einem damit verbundenen gesellschaftlichen Kontextwandel für das Aufwachsen in den ersten Lebensjahren und den daraus resultierenden psychischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen auf die nachwachsenden Generationen rasch wirksame und fachlich fundierte Veränderungen der Rahmenbedingungen in den Kitas.

Die Situation der Kitas

Die einzigen zwei größer angelegten Studien, die es in den vergangenen Jahren über die Qualität in deutschen Kitas gibt, offenbaren alarmierende Missstände:
Schon bevor der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab einem Jahr umgesetzt wurde, stellte die NUBBEK-Studie aus dem Jahr 2012 fest, dass lediglich 3,2% der Kitas für unter 3-Jährige einen guten bis sehr guten Qualitätsstandard aufwiesen.
Zum Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) im März 2019 und im März 2020 wurden die sogenannten DKLK-Studien veröffentlicht, zu denen jeweils 2.628 bzw. 2795 Kita-Leitungen aus ganz Deutschland zur Qualität ihrer Einrichtungen befragt wurden. Die Personalsituation in deutschen Kitas wird als dramatisch bezeichnet. Mehr als 90 % mussten in den vergangenen 12 Monaten zumindest zeitweise mit einer bedenklichen Personalunterdeckung arbeiten, sodass die Aufsichtspflicht nicht mehr gewährleistet war. Die Ergebnisse der Studien zeigen weiter, dass ein Großteil der Erzieherinnen an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Fast 70% bezeichnen die Arbeitsbelastung als akut gesundheitsgefährdend (DKLK 2020). In dieser Situation verbringen Babys und Kleinkinder viel Zeit – häufig acht Stunden und mehr – in zu großen Gruppen mit häufig wechselnden Erzieherinnen.
Die Studien zeigen, dass die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation bei unter 3-Jährigen in den letzten beiden Jahren bei weit über 90% schlechter war als die wissenschaftlich geforderte Zielgröße von 1:3. Insgesamt habe sich der Fachkräftemangel in der Frühpädagogik im letzten Jahr weiter verschärft.
In der Praxisrealität wird häufig der Begriff „Personalschlüssel“ verwendet. Dieser aber lässt außer Acht, dass mind. 1/3 der Arbeitszeit der Erzieherinnen nicht der unmittelbaren Beschäftigung mit dem Kind zu Gute kommt, sondern sich aufgrund von Krankheitszeiten Urlaub, Fortbildungen, Elterngesprächen, Verwaltungsaufgaben, Dokumentation, Vor- und Nachbereitung, Teambesprechungen, Übergabe und Anleitung von Mitarbeiterinnen deutlich verringert. Daher bildet die Zahl auf dem Papier nicht die Wirklichkeit der realen Fachkraft-Kind-Relation ab.
Wissenschaftliche Studien zeigen: Eine feinfühlige, verlässliche Beziehung zwischen Erzieher*in und Kind ist der zentrale Faktor für eine gute Betreuungsqualität.
Aus entwicklungspsychologischen Gründen ist es daher notwendig, dass die Fachkraft- Kind Relation von 1:3 für Kinder unter 3 Jahren nicht überschritten und möglichst ohne Betreuerwechsel bei einer Gruppengröße von 6, höchstens 8 Kindern gewährleistet wird.

Die Situation der Erzieherinnen

Die grundsätzliche Problematik des Fachkräftemangels wurde in den letzten Jahren vor allem durch die rasche Erweiterung der Krippenplätze, aber auch durch vergleichsweise geringe Bezahlung und anhaltenden Stress am Arbeitsplatz verursacht. Der hohe Krankenstand, die große Fluktuation und das häufige Aufgeben des Berufs sprechen für sich. Bisher gibt es keine verlässliche Perspektive für eine Lösung des massiven Erzieherinnen Mangels.
Nach einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) mit der TU Dortmund 4 wird es bis 2025, selbst ohne Qualitätsverbesserungen, voraussichtlich eine Personallücke von insgesamt fast 330 000 Erzieherinnen geben. Wenn Qualitätsverbesserungen eingerechnet werden, wäre es sogar eine Personallücke von insgesamt ca. 600 000 Erzieherinnen.
Wörtlich heißt es in der Studie: „… Es wären fast genauso viele, wie es heute schon gibt (…) eine Größenordnung, die unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht wirklich vorstellbar ist.“
Die Wirkung des Gute-Kita-Gesetzes wird von den Kita-Leitungen als kritisch bewertet, weil oft falsche Prioritäten gesetzt würden. Für die Mehrheit ist das Gute-Kita-Gesetz nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ (DKLK 2020).
Aufgrund des Personalmangels mussten u.a. 75% der Befragten im vergangenen Jahr auf Fort- und Weiterbildung verzichten.

Eine gute Qualität in Krippen hängt neben regelmäßigen, auch internen Weiterbildungen, hauptsächlich von einer verlässlichen, bedürfnisorientierten Begleitung der Kinder durch die Erzieherinnen ab.

Unbenommen ihrer pädagogischen Kompetenz, wie der Fähigkeit zu Empathie, Geduld, Übersetzung der kindlichen Sprache, sind die Erzieherinnen auf Rahmenbedingungen angewiesen, die ihnen ermöglichen, sich sowohl auf einzelne Kinder als auch auf die Gruppe zu konzentrieren. Sie müssen Zeit und Raum haben, die Kinder kennenzulernen und sich ihnen individuell zuwenden zu können. Nur so sind sie fähig, die Stress-Signale des Kindes zu erkennen und diese möglichst zeitnah und angemessen zu regulieren. Dies ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum möglich.

Von außen ist die Qualität der pädagogischen Arbeit für Eltern nicht einfach zu beurteilen: z.B. ob das Kind als Persönlichkeit wahrgenommen und individuell auf seine Bedürfnisse und Emotionen eingegangen wird.

Die Situation der Kinder

Ein elementares, stabiles Selbstgefühl sowie die emotionale Sicherheit eines Menschen
entsteht am Anfang des Lebens durch eine sichere Bindung an erwachsene Bezugspersonen. Die damit verbundenen emotionalen Erfahrungen prägen im Kind intensiv und nachhaltig alle körperlichen und psychischen Systeme, wie z.B. die Fähigkeit zur Selbst- und Affektregulation, das Interesse an der Welt und die Auseinandersetzung mit anderen
Menschen und Dingen. Entwicklung, Lernen und Bildung können nur dann gelingen, wenn die Kleinsten der Gesellschaft emotional reguliert und ohne Stress ihre soziale, kulturelle und sachliche Umwelt erleben und erkunden können.
Die bedeutenden Entwicklungsschritte im zweiten Lebensjahr gehen gleichzeitig mit emotionaler Verunsicherung einher und brauchen weiterhin intensive Zuwendung und dyadischen Austausch mit erwachsenen Personen, die dem Kind vertraut sind und die das Kind gut kennen. Insbesondere die Umwandlung von primitiven körperlichen Stressreaktionen in Gefühle, die später gedanklich und sprachlich bewusst gesteuertes Verhalten ermöglichen, wird in dieser frühen Zeit im Umgang mit einfühlsamen und vertrauten Bezugspersonen gebahnt.

Eine sichere Bindung zu wenigen, verlässlichen und feinfühligen erwachsenen
Bezugspersonen in den ersten drei Lebensjahren fördert:

  • Entstehung und Stabilisierung von Urvertrauen
  • Regulation der noch überwältigenden emotionalen Zustände
  • Entwicklung eines eigenen Gefühls- und Stressregulations-Systems
  • Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls
  • Entwicklung von nachhaltiger Autonomie mit Interesse an anderen Menschen, an den Dingen und an der Welt
  • Entwicklung von Empathie und Sozialkompetenz
  • die Chancen für Eltern, Erzieher und Lehrer die Entwicklung der Kinder positiv zu begleiten (Erziehung und Bildung)
  • Hinsichtlich des veränderten Aufwachsens in den ersten Lebensjahren in außerfamiliärer Gruppenbetreuung bleibt aus entwicklungspsychologischer Sicht ein Mangel, der in der neurobiologischen Besonderheit des Babys bzw. Kleinkindes und in der besonderen Beziehung von Eltern und Kind liegt.
  • Die emotionalen Bedürfnisse, die u.a. zu Selbst- und Stressregulation sowie zu Empathiefähigkeit führen, lassen sich in einem Gruppenkontext auch mit großem materiellen und personellen Einsatz kaum befriedigen.
  • Der massive Erzieher*innen-Mangel in den Krippen verschärft diese Problematik noch.
  • Unbenommen der Anregung durch Gleichaltrige können sich Babys und Kleinkinder gegenseitig noch nicht das notwendige Sicherheitsgefühl und die emotionale Stabilität geben, die eine erwachsene Bezugsperson in einer dyadischen Beziehung vermitteln kann.
  • Durch einen zu frühen und zu lang andauernden Aufenthalt in einer Krippe sind die Unter Dreijährigen anhaltendem frühkindlichen Stress ausgesetzt. Das sind die Ergebnisse der Neurobiologie und vieler Studien, die sich auf objektive Messungen des Stresshormons Cortisol beziehen. Hinzu kommen die Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung, die auf die Problematik von (zu) früher Trennung hinweisen. Diese zählt zu einem der wichtigsten Stressoren in der frühen Kindheit und kann für das Kleinkind einen bedrohlichen Verlust der Lebenssicherheit bedeuten.

Im Blick auf das gesamte Leben werden so ungünstige Stressverarbeitungsgrundlagen gelegt, die die körperliche und untrennbar verbunden, die psychische Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen können.

Uns Ärzte und Therapeuten beunruhigen zutiefst die grundsätzlichen Mängel in der öffentlichen Frühbetreuung, weil wir forschend und behandelnd Einblicke in Lebensanfänge und frühe Erfahrungen erhalten und die Wirkungen einer zu frühen, zu langen und unzureichenden außerfamiliären Betreuung kennen lernen mit den Risiken für eine stabile und gesunde Persönlichkeitsentwicklung. Die Fähigkeit von Säuglingen und Kleinkindern zu enormen Anpassungsleistungen kann über die innerpsychische Problematik mit ihren möglichen späteren Folgen vorerst hinwegtäuschen.

Unmittelbar können Verhaltensmuster beobachtet werden, wie anhaltende Trennungsängste, eine beschleunigte Autonomieentwicklung, Lockerung der Bindung gegenüber den Eltern, Distanzlosigkeit gegenüber Fremden, motorische Unruhe mit Aufmerksamkeitsdefiziten, impulsives Verhalten und Aggressivität, verminderte Konzentrationsfähigkeit, gesteigerte Ängstlichkeit und depressives Rückzugsverhalten.

Zu den Langzeitfolgen gehören z.B. eine erhöhte Anfälligkeit für Angststörungen und Depressionen, eine geringere Lebenszufriedenheit, sowie eine Reihe körperlicher Erkrankungen, die die Lebenserwartung einschränken können. Ausdrücklich sei auf die psychischen, körperlichen und gesundheitlichen Langzeitfolgen und die damit verbundenen Kosten hinzuweisen.

Die Situation der Eltern


Die Sicherung der Existenz, die Gefahr ins berufliche und persönliche Abseits zu geraten, drohende Altersarmut besonders für Frauen, der gesellschaftliche Druck sowie die einseitige, meist unkritische Darstellung von Vorteilen einer frühkindlichen außerfamiliären Betreuung in den Medien und sozialen Netzwerken veranlassen Eltern, ihr Kind nach Ablauf des Elterngeldes bereits mit ca. einem Jahr oder auch früher in außerfamiliäre Betreuung zu geben. Für manche Kinder aus belasteten Lebensverhältnissen, mag diese Entscheidung vorteilhaft sein. Eine sinnvolle Unterstützung von Eltern und Kindern gelingt aber nur mit qualitativ gut ausgebildeten Betreuungskräften und entsprechenden Rahmenbedingungen.
Mit der Ankunft eines Kindes erleben Mütter und Väter eine radikale Wandlung ihres Lebens. Denn sie übernehmen von nun an die (Mit)Verantwortung für ein weiteres Leben. Diese Verantwortung kann als Belastung erlebt werden, ist aber gleichzeitig eine Entwicklungschance für die Eltern. Die damit verbundenen emotionalen und sozialen Prozesse benötigen ausreichend Zeit.
Die frühe und umfangreiche außerfamiliäre Betreuung schränkt die Möglichkeit für Eltern und Kinder, durch gemeinsame Erfahrungen zu lernen und miteinander vertraut zu werden sowie sich mit den natürlichen Problemen zu Beginn der Elternschaft auseinander zu setzen, bedenklich ein. Das behindert den Aufbau einer sicheren und stabilen Bindung zwischen Eltern und Kind. So beobachten Pädiaterinnen, Kinderpsychotherapeutinnen, Erzieher*innen und Hebammen, dass die intuitive Fähigkeit der Eltern, Bedürfnisse kleiner Kinder zu erkennen sowie die Bereitschaft und Ausdauer sich zu engagieren, erheblich abnehmen.
Im Sinne einer nachhaltigen frühen Förderung für Kinder ist es deshalb sinnvoll, auch die Eltern-Kompetenzen zu stärken. Ein Beispiel dafür sind die seit vielen Jahren bestehenden staatlich geförderten Playcenter-Einrichtungen in Neuseeland und in Japan für Eltern und Kinder. In der Schweiz ist die entwicklungspsychologische Begleitung der Eltern traditionell, weit verbreitet und unentgeltlich.
In Deutschland könnten auch bereits vorhandene, wissenschaftlich gut fundierte und erprobte Angebote in größerem Umfang gefördert werden.

Notwendige Konsequenzen In Kurzform

  • Beginn der außerfamiliären Betreuung möglichst erst ab 24. Lebensmonat für wenige Stunden am Tag. Das könnte neben dem Entwicklungsaspekt auch eine zeitnahe Entspannung der derzeitigen Situation in Kita und Krippe bedeuten.
  • Verlängerung des vollen Elterngeldes oder eines angemessenen Grundgehalts auf mindestens 2 (besser 3) Jahre. (Man bedenke, dass ein Krippen-Platz derzeit ca.1300€ im Monat kostet – reine Betriebskosten, also deutlich höher liegt als das durchschnittliche Elterngeld).
  • Finanzielle und soziale Anreize für Väter, die Versorgung und Erziehung der Kinder mit zu verantworten im Sinne eines neuen Rollenverständnisses.
  • Entwicklungspsychologische Begleitung und Beratung von Müttern/Vätern zur Stärkung ihrer Elternkompetenz von der Schwangerschaft an (wie kostenlose Gruppenarbeit und individuelle Eltern-Kind-Angebote).
  • Flexible Arbeitszeiten von Arbeitgeberseite, wie Erleichterung von Teilzeitarbeit für Eltern und Home-Office-Arbeitsplätze bei gleichzeitigem Karriereschutz.
  • Leichterer Zugang zu praktischen Hilfen, wie Haushaltshilfen für Notsituationen und erziehungsbegleitende Familienhilfen.
  • Rahmenbedingungen in Kitas, welche die Grundbedürfnisse der Kinder berücksichtigen. Bei unter 3-Jährigen bedeutet das z.B. möglichst keine Betreuerwechsel, Gruppengröße von 6, höchstens 8 Kindern und einer realen ErzieherInnen-Kind-Relation von höchstens 1:3.
  • Verbesserte Arbeitsbedingungen für pädagogische Fachkräfte wie z.B. obligatorische, regelmäßige Fall- und Teamsupervisionen, begleitende Selbsterfahrung, Aufwertung sozialer Berufe u.a. durch bessere Bezahlung, sowie hochwertige Aus- und Fortbildung.
  • Ausweitung der Studiengänge für Frühpädagogik (bzw. entsprechende Weiterbildungen )und Familien- und Elternbildung.
  • Förderung psychophysiologischer und sozialer Forschung in fachübergeifenden Forschungsprojekten über die Auswirkungen früher institutioneller Betreuung auf die Persönlichkeitsentwicklung, psycho-somatische Gesundheit und Stabilität in Stresssituationen.

Quelle: www. wende-in-der-fruehbetreuung.de

Die Literaturnachweise zum Aufruf findest du hier

Kontakte:
Dr.med. Agathe Israel, Fachärztin für Neurologie/Psychiatrie/Kinder-u. Jugendpsychiatrie,
Psychosomatische Medizin/Psychoanalytikerin DGPT/VAKJP; kontakt@fruehbetreuung.de
Gisela Geist, analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin, Stuttgart; VAKJP;
kontakt@fruehbetreuung.de

Eine Antwort auf „Aufruf zur Wende in der Frühbetreuung von Kindern“

  1. Was hier geschildert wird, ist alles nachvollziehbar und wohl auch durch die Berufserfahrung der Autoren begründet. Aber der Inhalt wird heute auch von vielen Eltern emotional nachempfunden, die trotzdem aufgrund äußerer Zwänge ihr Kind in eine Krippe geben.
    Leider bleiben die angedeuteten Lösungsmöglichkeiten sehr im Nebulösen. Wenn der Staat für einen Krippenplatz 1300 €/Monat aufwendet, dann sollte er den selbst betreuemden Eltern einen vergleichbaren betrag zugestehen, weil es keinen sachlichen Grund gibt, Fremdbetreuung grundsätzlich stärker zu fördern als die Eigenbetreuung. Auch die empfohlene zeiliche Ausweitung des Elterngeldes brächte den Eltern nicht viel, die auch heute nur 300 €/Monat erhalten (Studenten, Mehr-Kind-Eltern u.a.). Statt einen „think tank“ zu fordern (im Interview) ist es doch viel naheliegender eine Gleichberechtigung aller Eltern zu fordern im Sinne einer gleichen Honorierung von Eigen- und Fremdbetreuung. Dann wären sicher viel Eltern mehr motiviert, ihre KInder liebevoll selbst zu betreuen. Aber das Profitinteresse der Wirtschaft wird eben höher bewertet als das Kindeswohl und das Elternrecht auf Wahlfreiheit. .

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