Kinder missachten Regeln nicht aus Böswilligkeit

Kinder brechen Regeln, halten sich nicht an Vereinbarungen und hören nicht zu. Wenn wir sie darum bitten, die Regeln einzuhalten, grinsen sie nur frech und ignorieren uns. Das stimmt.

Und es könnte einen selbst zur WEISSGLUT bringen. 
“Was fällt dem Kind ein? Wie ignorant, provokant, frech und aufmüpfig. Wo soll das nur hinführen?!” “dann halte ich mich eben auch nicht mehr an seine Regeln” schwirrt es mir bockig im Kopf herum.

Ich bin verärgert, zornig, empört, 
“DAS KANN JA WOHL NICHT WAHR SEIN!”
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STOPP!!!, innehalten.
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Einmal tief durchatmen…

Sie tun es NICHT mit ABSICHT, nicht, um uns zu ärgern, nicht um uns zu provozieren!

In dem Moment ging es nicht anders, der IMPULS war STÄRKER als der Kontrollmechanismus, das steuernde Gefühl drängender als die stoppende Beherrschung. Lucas Empörung darüber, dass Isabell seinen Turm umgestoßen hat war präsenter als die rationale Überlegung sich an die vereinbarte Regel zu halten.

Die Regel “wir hauen und treten nicht” fällt Isabell erst viel später wieder ein als ihr Ärger verflogen ist.

Regeln sind dazu da, eine friedvolle Gemeinschaft einzuüben. Und die Betonung liegt auf ÜBEN! Und beim Üben passieren uns immer und immer wieder FEHLER. Das liegt in der Natur der Sache. Wir können ein Verhalten nicht sofort kontrollieren; das ist so beim Fahrradfahren Üben, beim Schreiben Üben, beim Üben des friedlichen Miteinanders und beim Üben der Impulskontrolle.

Sich an Regeln halten ist also ÜBUNGSSACHE!!!

Und zum Üben gehört es dazu, FEHLER zu MACHEN und machen zu dürfen, sonst könnte man ja schon, was man übt und würde das Üben überflüssig machen.

Wenn Kinder also Regeln missachten, dann weil sie die Regel schlicht nicht einhalten konnten.

Vergessen wir nicht, JEDER MENSCH TUT in jedem Moment DAS BESTE, WAS ER KANN. Das sagte Carl Rogers, das sagte Marshall Rosenberg und wie sie alle heißen. Und wenn ein Kind es in dem Moment nicht schafft, sich an die vereinbarte Regeln (z.B. nicht zu hauen) zu halten, dann nur weil es etwas gibt, das es davon abhält.

GRÜNDE dafür gibt es viele und sie variieren von Kind zu Kind und von Situation zu Situation: weil das Kind gekränkt ist, weil es ein unerfülltes Bedürfnis gibt, weil es eine innere Unruhe gibt, weil es überfordert ist, weil es sich nicht verstanden fühlt, weil es so sehr mit sich und seiner Emotion beschäftigt ist, dass die Regel in den Hintergrund rückt – einfach abgekappt ist.

Wenn ein Kind sich nicht an die Regel hält, sollte es also NICHT BESTRAFT werden. Das hilft nicht, es schadet.

Vielmehr sollten wir ihm VERSTÄNDNIS und Wohlwollen entgegenbringen und sagen:
“du weißt, wir haben diese Regel. Ich weiß, dass du weißt, dass es diese Regel gibt. Und wir beide wissen, jetzt gerade war es für dich nicht möglich, dich an die Regel zu halten. Das ist in Ordnung. Fehler passieren, wir üben alle zusammen, uns an die Vereinbarung zu halten. Wir unterstützen uns dabei, du hilfst mir und ich helfe dir, in Ordnung?”

Denn WAS SOLL DAS KIND DENN LERNEN?

Wollen wir, dass es aus der Situation mitnimmt: “ich muss mich an die Regeln halten koste es was es wolle” “”bloß keine Fehler machen” “ich bin schuld, dass ich mich nicht an die Regel halten konnte” “ich bin falsch”, “wenn ich nicht das tue, was von mir verlangt wird, kann es schmerzhaft für mich werden”????

Oder ist es uns lieber, wenn die Kinder für sich mitnehmen: “eine Regel soll eine Unterstützung sein”, “sie hilft uns allen” “ich bin ok auch wenn ich es mal nicht schaffe mich an eine Regel zu halten”, “ich trage keine Schuld”, “ich bekomme Unterstützung, wenn mir etwas noch nicht gelingt”, “wir sind alle Lernende”, “ich bin fähig etwas zu lernen”, “Fehler machen ist ok”??!!

Wir können also BERUHIGT sein. Wenn Kinder sich nicht an vereinbarte Regeln halten, dann nur weil es gerade nicht ging. Wir dürfen entspannt sein und sagen: “na gut, diesmal hat es nicht geklappt, wir üben weiter”. Genauso wie beim Fahrrad fahren.

Es ist NICHT unsere SCHULD, dass das Kind noch nicht Fahrrad fahren kann. Genauso wenig ist es unsere Schuld, wenn das Kind es noch nicht schafft, sich an unsere gemeinsamen Regeln zu halten. Aber wir können üben!

Und seien wir mal ehrlich, schaffen wir es immer uns an die vereinbarten Regeln zu halten?! Sind wir also fehlerfreundlich mit uns und fehlerfreundlich mit den Kindern.

Alles Liebe,
eure Lea


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2 Antworten auf „Kinder missachten Regeln nicht aus Böswilligkeit“

  1. Schönen guten Abend,
    grundsätzlich finde ich auch, dass wir in der Kita den Kindern wohlwollend dabei helfen sollen, dass die Kinder lernen gewisse Regeln des sozialen Miteinander einzuüben…. im Moment ist es allerdings so, dass wir tatsächlich ein Kind haben, welches das gesamte Team an die absolute Belastungsgrenze bringt! Es ist so, dass dieses Kind ( 4 Jahre alt) schon länger in der Einrichtung ist ( ca. ein Jahr lang) und das einhalten der einfachsten Regeln immer noch völlig willkürlich verweigert wird. Allerdings ohne erkennbare Muster…. je nachdem ob das Geforderte gerade im eigenen Sinn dieses Kindes ist oder nicht! Das kann in der einen Minute noch völlig okay sein und drei Sekunden später ohne erkennbaren Grund umschlagen….Das stellt sich zum Beispiel so dar: Das Kind hatte bisher einen guten und normalen Tag in der Kita…. es hat gerade sein Frühstück beendet und vergessen sein Glas ins dafür angebrachte Regal zu stellen….die Erzieherin bittet es freundlich darum dass das Glas vom Frühstück ins Regal gestellt wird,da wir dies für’s Mittagessen wieder brauchen….. Reaktion Kind: brüllt neiiiin ich will zu meiner Mama! Wirft mit Stühlen auf andere Kinder,rennt ohne Vorwarnung aus der Einrichtung, schlägt und beißt die Erzieherin, es ist kaum möglich dieses Kind zu bändigen! Genau so läuft es oft beim Aufräumen ab….es wird auch immer wieder ruhig erklärt, dass,wer gemeinsam gespielt hat, auch gemeinsam aufräumt! Das Kind kann oft nicht einmal dazu bewegt werden ein Teil wegzuräumen und ich finde es extrem ungerecht den anderen Kindern gegenüber, wenn ich das dann auch noch durchgehen lassen soll! Ich bin schon der Meinung, dass Kinder noch nicht alles immer einhalten können und müssen, aber solch ein Verhalten ist inakzeptabel in einer Einrichtung in der auf 25 Kinder zwei Erzieher kommen! Die Eltern sehen den Grund bei uns, (bei uns zu Hause ist alles gut….)obwohl wir vor einigen Jahren auch schon ein Geschwister dieses Kindes in der Kita hatten und da war “ alles in Ordnung“ . Es ist absolut nicht möglich mit diesem Kind Vereinbarungen zu treffen…. es lehnt auch jegliche Art von Hilfe in der Situation ab! Wir sind kurz vor der Kündigung des Kita Platzes, auch wenn es nicht das ist, was wir gerne tun! Es müssen aber einfach auch die anderen Kinder geschützt werden und es kann auch nicht sein dass sich den ganzen Tag alles nur noch um die Trotzanfälle dieses Kindes dreht, da müssen wir auch Anwalt der anderen Kinder sein! In jeder Gemeinschaft und sei sie noch so klein, bedarf es gewisser Regelungen um gut miteinander leben zu können!Und ich hoffe, dass Sie in ihrem Beitrag nicht wirklich meinen, dass so etwas in Ordnung ist! Es geht beim einüben von Regeln auch um Konsequenz und natürlich dürfen Kinder Fehler machen…. allerdings sehe ich auch hier ganz klar Grenzen, deren Überschreitung einfach problematisch für die gesamte Gruppe und Einrichtung ist!
    Ich habe gern ein offenes Ohr für Tipps… bitte bedenken sie bei Ihrem Beitrag allerdings auch, dass Regeln nicht dazu da sind stets anders ausgelegt oder gebrochen zu werden!

    Freundliche Grüße

    Tanja Six

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