Coronamaßnahmen und das Leid der Menschenkinder

Dass Corona existiert, viele Menschen sterben und das Land im Ausnahmezustand ist, das ist nicht zu leugnen. Viele Ärtz:innen, Pfleger:innen, Eltern und nicht zuletzt pädagogische Fachkräfte stehen am Ende ihrer Kräfte. Sie sind ausgelaugt und müssen seit Wochen wichtige Bedürfnisse hinten anstellen – das Bedürfnis nach Sicherheit, Orientierung, Struktur, Alltag, Normalität, Entspannung und Ruhe.

Ähnlich und doch viel mehr trifft dieser Lockdown die Kleinsten. Sie sind ebenfalls am Ende ihrer Kräfte weil viele ihrer Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Beispielweise durch das Homeoffice der Eltern, erleben sie, dass ihre Eltern erschöpft und ausgelaugt sind. Dadurch fehlt ihnen der echte, warme Kontakt zu ihnen, die Zuversicht und der Optimismus, es wird alles gut. Sie sind verunsichert, verwirrt und alleine. Dass Kitas und Grundschulen geschlossen sind, trägt mit dazu bei, dass der Kontakt zu Gleichaltrigen stark eingeschränkt ist. Das Tragen von Masken irritiert viele Kleinkinder und verhindert den Zugang zu der so wichtigen mimischen Resonanz der Erwachsenen, an der sie sich orientieren. Psychologen schlagen Alarm, dass viele Kinder psychische Schäden aus dieser schweren Zeit mitnehmen. Auch von mehr Gewalt in Familien ist immer wieder die Rede.

Bedürfnisse, die lange Zeit unerfüllt bleiben, insbesondere psychische Bedürfnisse, führen nachweislich zu psychischem Leid: Depressionen, chronische Erschöpfung, Angststörungen. Wir befinden uns momentan also in einem echten Dilemma zwischen dem Schutz der körperlichen Gesundheit und dem Schutz der psychische Gesundheit. Wie soll man da entscheiden?! Ich frage mich, ist es das wirklich Wert, die psychische Gesundheit unbeachtet zu lassen, um die körperliche Gesundheit mit allen Mitteln zu wahren? Die psychische Gesundheit ist unsichtbar, man sieht sie nicht auf den ersten Blick. Aber rechtfertigt das, sie so sehr zu vernachlässigen?

Die Maßnahmen der Politik von heute auf Morgen zu verändern ist wohl nicht machbar und auch nicht sinnvoll. Die Entscheidungsträger werden ihre auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und durch die Beratung vieler Fachexperten getroffenen Entscheidungen wohl überlegt haben. Ich vertraue ihnen und weiß dennoch, sie sind auch nur Menschen, die Fehler machen können. Ich verzeihe ihnen. Sie geben auch nur ihr Bestes und entscheiden zum Wohle aller nach bestem Wissen und Gewissen. Das ist eine wirkliche Bürde, die Politiker tragen – eine die ich nicht tragen wollen würde. Und dennoch sind sie nicht allwissend und es kann sein, dass sie Wichtiges übersehen: die psychische Gesundheit von Menschen – inbesondere die der Kleinsten.

Was können wir nun tun? Das ist die große Frage. Wir können das Beste daraus machen, eine positive Brille aufsetzen und gut für die unerfüllten eigenen sowie die Bedürfnisse der mir umgebenden Menschen sorgen.

Wir können Optimismus versprühen und so die Resilienz der Kinder fördern: „Momentan ist es manchmal schwer, aber ich bin mir sicher, es dauert nicht mehr lange, und dann wird alles wieder gut sein“.

Wir können für eine psychische Sicherheit sorgen, indem wir verlässliche Ansprechpartner sind, Gefühle der Kinder aushalten und viel Körperkontakt anbieten. Das baut Stresshormone ab. „Hast du manchmal Angst, was passiert? Ja, das habe ich auch. Es ist alles so anders. Aber ich weiß, wir halten fest zusammen, haben hier eine schöne Zeit und es dauert nicht mehr lange, da werden wir wieder Ausflüge machen können!“

Wir können das Positive an der Situation sehen: mehr Zeit, mehr Familienzeit, mehr Möglichkeit für technische Entwicklungen, kurzzeitige Erholung des Klimas, Möglichkeiten, um sich selbst neu zu entdecken, eigene Ziele zu überdenken. „Wie wundervoll, wir können ausschlafen und einfach das tun, nach was uns der Sinn steht!“

Wir können einander Einfühlung geben, nicht nur den Kindern, auch Nachbarn, befreundeten Ärzt:innen, Pfleger:innen oder pädagogischen Fachkräften: „Das, was du leistest, ist wirklich viel. Du bist sicherlich sehr erschöpft und sehnst dich nach einer Pause und Normalität oder?“ „Du ärgerst dich sehr über die Maßnahmen der Politik. Sie sind für dich schwer erträglich oder? Können wir dich in irgendeiner Weise entlasten?“ Allein das Gesehen werden erfüllt Kindern und Erwachsenen einige wichtige psychische Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Gesehen werden, Wertschätzung, Respekt und die Botschaft:

„Was du fühlst ist in Ordnung, was du denkst ist in Ordnung und wie du bist ist in Ordnung!“

Viele Mensche müssen in diesen Zeiten eine große Last tragen, insbesondere die Kinder. Übernehmen wir also Verantwortung, sorgen wir für uns selbst und für die Kleinsten. Vermitteln wir Sicherheit, Orientierung, Struktur und gönnen wir uns selbst Ruhe und Entspannung.

Ich bin mir sicher, wenn wir annehmen, was ist und das Beste daraus machen, werden wir alle gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Stärkende, umarmende Grüße,

Lea

5 Alternativen für eine Auszeit als Strafe

Bekannte und manchmal noch angewandte Formen der Auszeit sind beispielsweise das “time out”, der  Auszeitstuhl, die Auszeit in der Garderobe oder die Auszeit vor der Tür. Diese Erziehungsmethoden sind eine Form der Bestrafung, für die kindliche Psyche ungesund und für die kindliche Entwicklung schädigend. Begründungen dafür beschreibe ich in meinem Artikel: „die Auszeit in der Garderobe ist Kindeswohlgefährdung!“. Um eine Auszeit als Bestrafung zu vermeiden können nun folgende Alternativen in der Praxis angewandt werden:

  1. Klares Signal und Schutz

Bei körperlichen oder psychischen Übergriffen sollte ein klares Signal gesendet („Stopp!“) und schützend eingegriffen werden (Kind und sich selbst schützen). Dabei eine wertschätzende, wertfreie, zugewandte Haltung einnehmen. Nicht aus dem Kontakt gehen.

  1. Gefühle und Bedürfnisse sehen

Die Gefühle des/der Kinde/r verbalisieren („du scheinst dich sehr zu ärgern“) und die Bedürfnisse hinter dem Verhalten entschlüsseln („kann es sein, dass du das Auto haben wolltest?“). Bei der Erfüllung der Bedürfnisse unterstützung anbieten („wollen wir mal gemeinsam fragen, ob du das Auto haben darfst?!“).

  1. Hilfe holen

Den eigenen Notstand wahrnehmen und erkennen. Eine andere Fachkraft fragen, ob sie helfen kann/ übernehmen kann? Achtsam das innere Stresslevel wahrnehmen (an innerem Ampelssystem ablesen: „bin ich auf gelb oder schon auf rot?!“, einführen von Codewörtern: wenn ich „Tannenbaum“ sage, brauche ich unbedingt deine Hilfe!“

  1. Selbstfürsorge

In Situationen, in denen Strafen verhängt werden wollen, sind Erwachsene selbst voller Wut. Diese Wut macht auf ein eigenes unerfülltes Bedürfnis aufmerksam. Dann sollten die Erwachsenen sich um sich selbst kümmern, tief durchatmen und sich wertfrei fragen: Wie geht es mir? Was fühle ich? Was denke ich? Was brauche ich? Ich darf mir selbst eine Auszeit gönnen und mir erlauben eine Pause zu machen.

  1. Eigene Triggerpunkte reflektieren

Die Vehaltensweisen der Kinder sind nicht die Ursache für die heftige Reaktion des Erwachsenen, nur der Auslöser. Deshalb sollten Erwachsene sich im Nachhinein reflektieren: “welche Situationen bringen mich an meine Grenzen und warum, welche Situationen triggern mich? Sind es immer wieder die gleichen Situationen? Und womit hat das zu tun, dass an der Stelle so ein innerer Knopf gedrückt wird? Mit eigenen konflikthaften Themen, Erfahrungen in der eigenen Biografie?”


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Was ist Bedürfnisorientierte Kinderbetreuung? Der Versuch, ein komplexes Thema so kurz wie möglich zu erfassen

In der Bedürfnisorientierten Kinderbetreuung stehen die Bedürfnisse aller Beteiligten in der Kinderbetreuung im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das heißt jeder Einzelne steht mit seiner Individualität, mit seinen Bedürfnissen, seinen Gefühlen und seinen individuellen Grenzen im Mittelpunkt. Bedürfnisorientierte Kinderbetreuung nimmt insbesondere die Bedürfnisse der Kinder, der Fachkräfte aber auch der Eltern als Ausgangspunkt der Interaktionen und der Gestaltung der Kinderbetreuung. Jedes Bedürfnis und jedes Gefühl hat seine Berechtigung und seinen Platz, wird gesehen und gewertschätzt. 

Das bedeutet nicht automatisch, dass jedes Bedürfnis ungefiltert ausagiert werden bzw. sofort seine Befriedigung findet kann, das wäre – insbesondere unter den aktuellen Rahmenbedingungen – nicht möglich. Es geht viel mehr darum, sein Feingefühl zu schulen und sich als Fachkraft dafür zu sensibilisieren, das Bedürfnis, die Absicht, das Gefühl oder die Grenze des Kindes, der Eltern oder auch die von uns selbst wahrzunehmen und zu formulieren. 

Der erste Schritt ist also zunächst die Wahrnehmung der Bedürfnisse. Der Fokus liegt darauf, eine Situation hinsichtlich der Bedürfnisse der unterschiedlichen (kleinen und großen) Menschen achtsam wahrzunehmen und zu benennen. Häufig ist es so, dass allein das Formulieren (Spiegeln) und damit das Verständnis für ein Bedürfnis ausreicht, um eine Beruhigung, Befriedigung und Regulierung der Situation zu ermöglichen. Was fühlst du gerade? Was willst du gerade? Was ist deine Idee? Was denkst du gerade? Was ist dein Fokus? Ziel ist es dabei, die Gefühls- und Bedürfnislage der Kinder und der Fachkräfte für sich selbst offenzulegen, bewusst zu machen. 

Erst im zweiten Schritt geht es um die Frage, wie können die einzelnen Bedürfnisse erfüllt werden? Stellen wir uns mal das Beispiel einer Kindergartengruppe vor. Jeder hat ein anderes Bedürfnis zu einem bestimmten Moment. Jeder hat andere Gefühle, jeder möchte etwas anderes tun. Es ist somit notwendig, die verschiedenen Bedürfnisse gegeneinander abzuwägen weil sonst die Gruppe nicht handlungsfähig wäre. Es beginnt ein Aushandlungsprozess zwischen den Bedürfnissen. 

Der größte Kritikpunkt an der Bedürfnisorientierung besteht darin, dass es nicht möglich sei, alle Bedürfnisse aller Kinder jederzeit erfüllen zu können. Es besteht auch die Angst, dass Kinder dann nicht lernen, ihre Bedürfnisse aufzuschieben, wenig Frust aushalten können. Durch Das Aufeinandertreffen der verschiedenen Bedürfnisse in der Gruppe kommt es jedoch automatisch zu einem Aushandlungsprozess, in dem die Beteiligten sich in andere hineinversetzen müssen, in dem sie lernen Empathie zu entwickeln und Kompromisse einzugehen. Die Kinder lernen so ganz automatisch, dass andere Menschen andere Bedürfnisse haben und es wichtig ist diese zu respektieren. Dadurch lernen sie ihre eigenen Bedürfnisse in gewissen Momenten zurückzustellen, Impulse aufzuschieben und Frust auszuhalten. Auf diese Weise fühlen sie sich selbst gesehen und gleichzeitig entsteht ein Gruppengefühl, das auf Empathie beruht und nicht darauf, dass der Erwachsene die Gruppe erzwingt: “das macht man nicht”, “das ist unhöflich!”.

Bedürfnisse verstehen, Gefühle benennen, Grenzen achtsam wahrnehmen, Aushandlungen, Gegenüberstellungen von Bedürfnissen, Lösungen finden, all das sind Kompetenzen, die wir Menschen für ein gesundes, glückliches Leben benötigen. Das heißt, es ist nicht möglich, alle Bedürfnisse zu jedem Zeitpunkt zu erfüllen aber es gibt ein Platz für jedes Bedürfnis, und das Gefühl dahinter und wenn es nur dadurch ist, dass das Bedürfnis ausgesprochen wird.

Zum Weiterhören:

Podcastepisode: Bedürfniswahrnehmung vor Bedürfniserfüllung

Podcastepisode: Der Regenbogenfisch und die drei Säulen der Kinderbetreuung

Zum Weiterlesen:

Artikel: Das Kind in seinen Bedürfnissen wahrzunehmen ist oft noch wichtiger als die Erfüllung selbst

Artikel: Die Bedürfnisse des Menschen – eine Übersicht

Artikel: Bedürfnisorientiert heißt… Bedürfnisorientiert heißt nicht…


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Ablenkung macht die Gefühle nicht weg!

In emotional angespannten Situationen verspüren wir Erwachsenen immer wieder den tiefen Drang, die Gefühle der Kinder weg zu machen, wegzuwischen, wegzuschieben. Wir lenken die Kinder ab. Eine Situation, in der Ablenkung beispielsweise häufig in der Kinderbetreuung beobachtet werden kann, ist die Abgabesituation am Morgen, wenn die Eltern die Kinder an die Fachkräfte übergeben. Diese Situation ist immer wieder mit vielen, zum Teil auch starken Emotionen verbunden. Manchmal verspüren wir den inneren Drang danach, die Gefühle der Kinder abzulenken, wenn sie traurig sind, hinfallen oder wenn sie wütend werden.

“Ist doch nicht so schlimm! Stehe wieder auf”, “war doch nichts. Guck mal da vorne sind deine Freunde. Die spielen schon, sie warten auf dich” oder “jetzt mach nicht so einen Aufstand, dann teilt ihr eben das Spielzeug”, “guck mal, hier ist doch der Ritter, den du vorhin haben wolltest und die Ritterburg ist jetzt auch frei!”

Wir verfolgen mit der Ablenkung von Gefühlen meist unbewusst ein bestimmtes Ziel: die Gefühle der Kinder so schnell wie möglich zu stoppen. Das gelingt manchmal auch erstmal gut, die Kinder beruhigen sich für einen Moment. Wir dürfen jedoch nicht dem Trugschluss unterliegen, Sie würden sich beruhigen weil sie sich getröstet fühlen, das Gefühl verstehen und sich gut regulieren können, sondern weil sich dahinter schmerzhafte Botschaften verbergen:

das, was du fühlst, ist falsch!

du bist nicht richtig!

du sollst dich ändern!

Das Kind hat das Gefühl in Zusammenhang mit der Situation also nicht verarbeitet und integriert (vgl. Siegel 2017), sondern heruntergeschluckt, verdrängt und aufgeschoben. Wenn das Kind keinen anderen Weg findet, die aufgestaute Anspannung im Körper loszuwerden z.B. durch Bewegung, entlädt sie sich womöglich zu einem späteren Zeitpunkt entweder noch in der Kita oder zu Hause. Das sind die Momente, in denen Kinder zusammenbrechen, wütend werden, andere Kinder vermeintlich grundlos ärgern, Fachkräfte “provozieren”, nicht hören oder ähnliches. Das ist der Moment, in dem die Aggression und Wut nicht mehr nur punktuell zum Vorschein kommt, sondern geladen in einer Dichte, die unkontrolliert ist.

Warum wollen wir dann eigentlich die Gefühle ablenken?

Wir sind in emotionsreichen Situationen immer auch mit unseren eigenen Gefühlen konfrontiert. Unsere eigenen Kindheitserfahrungen, unsere eigenen Wünsche, unsere eigenen Erwartungen an uns selbst und auch unsere verinnerlichten, verdrängten Traumata treten unbewusst in Erscheinung, wollen gesehen und verarbeitet werden. Höre dazu auch gerne die Podcastfolge Warum pädagogische Fachkräfte sich mit ihren Kindheitserfahrungen und Glaubenssätzen auseinandersetzen sollten.

Wenn es zum Beispiel um den Abschiedsschmerz am Morgen geht, kann es sein, dass wir mit einer Trauer konfrontiert sind, die wir womöglich selbst nicht verarbeitet haben. Es kann sein, dass unsere eigene Betreuungsbiografie relevant wird, wie wir selbst in der Kita abgegeben wurden, wie wir verabschiedet wurden, welchen Schmerz wir dabei erlebt haben und wie wir Trost erhalten haben. In den Abschiedssituationen können negative Erlebnisse und damit verknüpften schmerzhaften Gefühle unbewusst zu Tage treten. Weil wir diesen Schmerz jedoch nicht spüren wollen, verdrängen wir die Gefühle schnell, verschieben sie und lenken sie stellvertretend beim Kind ab.

Um diesem Teufelskreis zu entkommen, ist es notwendig, die eigenen Gefühlsanteile zu reflektieren.

Reflexionsübung:

  • in welchen Momenten kannst du gut mit Gefühlen der Kinder oder auch der Eltern umgehen und in welchen Momenten weniger gut?
  • In welchen Momenten spürst du den Drang, Gefühle abzulenken?
  • Warum willst du diese Gefühle in dem Moment ablenken?
  • Was hat das eventuell mit dir selbst zu tun?
  • Was hat das vielleicht mit deiner eigenen Kindheit oder deiner Betreuungsbiografie zu tun?
  • Waren dir diese bestimmten Gefühle vielleicht nicht erlaubt?

Du kannst auch positive Glaubenssätze üben:

  • Jedes Gefühl darf sein. 
  • Wut darf sein, Trauer darf sein, Ärger darf sein, Neid darf sein, Ekel darf sein, Freude darf sein.
  • Es ist gut, wenn Kinder weinen
  • Es ist ok, wenn Kinder längere Zeit weinen.

Begleite die Kinder in ihrem Sein

Begleite die Kinder in ihren Gefühlen, in dem wie sie sind und sage dir, das Gefühl darf da sein! Vermittle die Botschaft an dich und das Kind, die Trauer darf da sein, die Wut darf da sein und ich bin bei dir! Es ist erlaubt, dass ein Kind zum Beispiel längere Zeit einfach auf deinem Schoß sitzt und weint. Du kannst ihm gut zureden und sagen: “ich bin da, es ist in Ordnung, dass du weinst, dass du traurig bist, das darf sein!”

Du brauchst dabei keine Angst zu haben, dass das Kind dann nicht mehr aufhört zu weinen. Wenn der Stress entladen ist, wird das Kind ganz von alleine wieder seinem Bedürfnis nach Autonomie und Spiel nachkommen und ganz von selbst vom Schoß hüpfen.

Ein Bedürfnis ist nur so lange aktiv, wie es unbefriedigt bleibt.

Das lässt sich rein physiologisch erklären. Durch die Tränen werden Stresshormone abgebaut und ausgeschwemmt. Sobald der Stress ausreichend entladen ist, werden keine Tränen mehr benötigt. Die Trauer darf also sein und das selbstbestimmte wieder aufstehen und Weiterspielen darf auch sein. Lass es geschehen!

Das bedeutet nicht, dass du mit dauerhafter ungeteilte Aufmerksamkeit beim trauernden Kind sein musst. Das wäre bei den aktuellen Rahmenbedingungen auch gar nicht möglich. Wenn aus deinem Herzen die Botschaft spricht, ich bin für dich da, du bist ok, du darfst so sein, wie du bist, ist es durchaus möglich, auch nebenbei etwas anderes zu tun. Auch die Art des Körperkontakts kann dem Kind immer wieder vermitteln, ich bin für dich da, du bist wichtig. Die Hand liegt z.B. auf der Schulter oder am Bein. Auch warme Worte können zwischendurch Wunder bewirken auch wenn ich mich währenddessen immer mal wieder um ein anderes Kind kümmere oder mit anderen Kindern spreche.

Siegel, D. J./ Bryson, T. P. (2017): Achtsame Kommunikation mit Kindern. 12 revolutionäre Strategien aus der Hirnforschung für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes. Freiburg: Arbor Verlag.

Zum Weiterlesen:

Umgang mit der Wut der Kinder

Warum pädagogische Fachkräfte sich mit ihren eigenen Kindheitserfahrungen, Beziehungsmustern und Glaubenssätzen auseinandersetzen sollten

Zum Weiterhören:

Warum pädagogische Fachkräfte sich mit ihren eigenen Kindheitserfahrungen, Beziehungsmustern und Glaubenssätzen auseinandersetzen sollten


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Anziehzeit ist Beziehungszeit – Anziehen als individuellen Moment der Zuwendung verstehen

ANZIEHEN und Ausziehen sind Momente pflegerischer, körperlicher und emotionaler Zuwendung. Beim Anziehen – wissen die Kinder –  in dem Moment ist Luisa die Erzieherin, wirklich nur für mich da. Kein anderes Kind kommt mir zuvor, ich muss sie nicht teilen, sie schaut nur mich an, KÜMMERT SICH ALLEIN UM MICH. Das tut meiner Seele gut, ich kann auftanken, ich bin nicht mehr so aufgewühlt, kann entspannen. Diese Minuten gehören nur Luisa und mir. Und das kommt doch so selten vor im stressigen Kitaalltag.

Es ist also nicht verwunderlich, dass Kinder, auch wenn sie sich bereit, motorisch gesehen, selbst anziehen könnten, das Anziehen auf die lange Bank schieben. Instinktiv “denken” sie sich “wenn ich nur lang genug warte, sind bereits alle Kinder angezogen und raus in den Garten gegangen. Dann habe ich ganz alleine Zeit mit Luisa”! 

Wir BEWERTEN diese Situation oft vorschnell aus einem Unverständnis heraus: “warum zieht Anton sich denn nicht an, er kann das doch schon! Das habe ich schon oft genug gesehen. Möchte er mich zum Narren halten? Mich für Dumm verkaufen? Das lasse ich nicht mit mir machen” schallt es aus dem hintersten Stübchen in uns auf. Unsere Blitzreaktion ist, dass wir das Kind aus diesem inneren Impuls heraus vielleicht mit Ignorieren oder mit bösen Blicken  “strafen”: “jetzt muss es sich erst recht alleine anziehen, wollen wir mal sehen, wer hier das Sagen hat”. Unser tief sitzender GLAUBENSSATZ: “keiner respektiert mich” ploppt in uns auf und beginnt zu lodern.

An der Stelle dürfen wir uns bewusst machen, dass Kinder NIE GEGEN UNS agieren, sondern immer FÜR SICH und IHR BEDÜRFNIS einstehen. Anton hegt beim Warten darauf, dass ihm jemand hilft keine böse Absicht, er handelt nicht so, um uns zu ärgern. Er tritt lediglich für sein Bedürfnis ein: das Bedürfnis nach Gesehen werden, Wahrgenommen werden, danach seine innere Unruhe zur Ruhe zu bringen, nach Nähe und nach Bindung. 

ALL DAS DÜRFEN WIR IHM SCHENKEN. Hilfe beim Anziehen, körperliche Zuwendung, emotionale Zuwendung, Aufmerksamkeit, Blickkontakt, ein Lächeln. Das alles bedeutet für die Kinder viel: Auftanken und Entspannen.

Das Anziehen wird Anton trotzdem lernen, keine Sorge! Denn es gehört neben dem Bedürfnis nach Nähe ebenso zu unserem ureigenen Bedürfnis AUTONOM und SELBSTÄNDIG zu werden. Da dürfen wir uns sicher sein. In dem Moment überwiegt bei Anton jedoch einfach das Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung!


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Aufruf zur Wende in der Frühbetreuung von Kindern

Die Eltern gehen zur Arbeit, die Kinder in die Kita, schon die ganz Kleinen. Das ist der allgemeine Trend in unserer heutigen Gesellschaft und das wird aus verschiedenen Gründen von Politik und Wirtschaft gefördert und gefordert.
Die institutionelle Betreuung, bereits vom Krippenalter an, scheint die ideale Lösung für alle zu bieten. “Frühe Förderung”, “Kinder brauchen Kinder” ist in aller Munde und Eltern wollen das Beste für ihre Kinder.


Was aber sind die Grundbedürfnisse der Kleinkinder?

Und können sie unter den heutigen Bedingungen in der Krippe befriedigt werden – als Voraussetzung für eine gute kindliche Entwicklung?
Zahlreiche  Psychotherapeuten und Ärzte, darunter angesehene Wissenschaftler, weisen auf Gefahren für die Persönlichkeitsentwicklung von Säuglingen und Kleinkindern in den Kitas hin. Sie zeigen auf, dass vor allem unter 3-Jährige i.d.R. zu früh und zu lange in qualitativ unzureichend ausgestatteten Einrichtungen betreut werden, was mittel- und langfristig mit Risiken für ihre psychische Gesundheit verbunden ist. 
Der Aufruf, der von der Politik eine Wende in der Frühbetreuung von Kindern fordert, befasst sich mit der derzeitigen Situation der Kitas, der Erzieher*innen, der Kinder unter 3 Jahren und ihrer Eltern sowie mit notwendigen Konsequenzen.
Die Arbeitsgruppe Frühbetreuung in der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten Deutschland hat diesen Aufruf initiiert.
Erstunterzeichner sind diverse Fachverbände sowie über 200 teilweise namhafte Experten aus den Fachbereichen Psychotherapie, Medizin, Neurobiologie und Pädagogik. 

Die Arbeitsgruppe fordert angesichts des massiven Ausbaus der außerfamiliären (U3-) Betreuung in den letzten Jahren, einem damit verbundenen gesellschaftlichen Kontextwandel für das Aufwachsen in den ersten Lebensjahren und den daraus resultierenden psychischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen auf die nachwachsenden Generationen rasch wirksame und fachlich fundierte Veränderungen der Rahmenbedingungen in den Kitas.

Die Situation der Kitas

Die einzigen zwei größer angelegten Studien, die es in den vergangenen Jahren über die Qualität in deutschen Kitas gibt, offenbaren alarmierende Missstände:
Schon bevor der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab einem Jahr umgesetzt wurde, stellte die NUBBEK-Studie aus dem Jahr 2012 fest, dass lediglich 3,2% der Kitas für unter 3-Jährige einen guten bis sehr guten Qualitätsstandard aufwiesen.
Zum Deutschen Kitaleitungskongress (DKLK) im März 2019 und im März 2020 wurden die sogenannten DKLK-Studien veröffentlicht, zu denen jeweils 2.628 bzw. 2795 Kita-Leitungen aus ganz Deutschland zur Qualität ihrer Einrichtungen befragt wurden. Die Personalsituation in deutschen Kitas wird als dramatisch bezeichnet. Mehr als 90 % mussten in den vergangenen 12 Monaten zumindest zeitweise mit einer bedenklichen Personalunterdeckung arbeiten, sodass die Aufsichtspflicht nicht mehr gewährleistet war. Die Ergebnisse der Studien zeigen weiter, dass ein Großteil der Erzieherinnen an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Fast 70% bezeichnen die Arbeitsbelastung als akut gesundheitsgefährdend (DKLK 2020). In dieser Situation verbringen Babys und Kleinkinder viel Zeit – häufig acht Stunden und mehr – in zu großen Gruppen mit häufig wechselnden Erzieherinnen.
Die Studien zeigen, dass die tatsächliche Fachkraft-Kind-Relation bei unter 3-Jährigen in den letzten beiden Jahren bei weit über 90% schlechter war als die wissenschaftlich geforderte Zielgröße von 1:3. Insgesamt habe sich der Fachkräftemangel in der Frühpädagogik im letzten Jahr weiter verschärft.
In der Praxisrealität wird häufig der Begriff „Personalschlüssel“ verwendet. Dieser aber lässt außer Acht, dass mind. 1/3 der Arbeitszeit der Erzieherinnen nicht der unmittelbaren Beschäftigung mit dem Kind zu Gute kommt, sondern sich aufgrund von Krankheitszeiten Urlaub, Fortbildungen, Elterngesprächen, Verwaltungsaufgaben, Dokumentation, Vor- und Nachbereitung, Teambesprechungen, Übergabe und Anleitung von Mitarbeiterinnen deutlich verringert. Daher bildet die Zahl auf dem Papier nicht die Wirklichkeit der realen Fachkraft-Kind-Relation ab.
Wissenschaftliche Studien zeigen: Eine feinfühlige, verlässliche Beziehung zwischen Erzieher*in und Kind ist der zentrale Faktor für eine gute Betreuungsqualität.
Aus entwicklungspsychologischen Gründen ist es daher notwendig, dass die Fachkraft- Kind Relation von 1:3 für Kinder unter 3 Jahren nicht überschritten und möglichst ohne Betreuerwechsel bei einer Gruppengröße von 6, höchstens 8 Kindern gewährleistet wird.

Die Situation der Erzieherinnen

Die grundsätzliche Problematik des Fachkräftemangels wurde in den letzten Jahren vor allem durch die rasche Erweiterung der Krippenplätze, aber auch durch vergleichsweise geringe Bezahlung und anhaltenden Stress am Arbeitsplatz verursacht. Der hohe Krankenstand, die große Fluktuation und das häufige Aufgeben des Berufs sprechen für sich. Bisher gibt es keine verlässliche Perspektive für eine Lösung des massiven Erzieherinnen Mangels.
Nach einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) mit der TU Dortmund 4 wird es bis 2025, selbst ohne Qualitätsverbesserungen, voraussichtlich eine Personallücke von insgesamt fast 330 000 Erzieherinnen geben. Wenn Qualitätsverbesserungen eingerechnet werden, wäre es sogar eine Personallücke von insgesamt ca. 600 000 Erzieherinnen.
Wörtlich heißt es in der Studie: „… Es wären fast genauso viele, wie es heute schon gibt (…) eine Größenordnung, die unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht wirklich vorstellbar ist.“
Die Wirkung des Gute-Kita-Gesetzes wird von den Kita-Leitungen als kritisch bewertet, weil oft falsche Prioritäten gesetzt würden. Für die Mehrheit ist das Gute-Kita-Gesetz nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ (DKLK 2020).
Aufgrund des Personalmangels mussten u.a. 75% der Befragten im vergangenen Jahr auf Fort- und Weiterbildung verzichten.

Eine gute Qualität in Krippen hängt neben regelmäßigen, auch internen Weiterbildungen, hauptsächlich von einer verlässlichen, bedürfnisorientierten Begleitung der Kinder durch die Erzieherinnen ab.

Unbenommen ihrer pädagogischen Kompetenz, wie der Fähigkeit zu Empathie, Geduld, Übersetzung der kindlichen Sprache, sind die Erzieherinnen auf Rahmenbedingungen angewiesen, die ihnen ermöglichen, sich sowohl auf einzelne Kinder als auch auf die Gruppe zu konzentrieren. Sie müssen Zeit und Raum haben, die Kinder kennenzulernen und sich ihnen individuell zuwenden zu können. Nur so sind sie fähig, die Stress-Signale des Kindes zu erkennen und diese möglichst zeitnah und angemessen zu regulieren. Dies ist unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kaum möglich.

Von außen ist die Qualität der pädagogischen Arbeit für Eltern nicht einfach zu beurteilen: z.B. ob das Kind als Persönlichkeit wahrgenommen und individuell auf seine Bedürfnisse und Emotionen eingegangen wird.

Die Situation der Kinder

Ein elementares, stabiles Selbstgefühl sowie die emotionale Sicherheit eines Menschen
entsteht am Anfang des Lebens durch eine sichere Bindung an erwachsene Bezugspersonen. Die damit verbundenen emotionalen Erfahrungen prägen im Kind intensiv und nachhaltig alle körperlichen und psychischen Systeme, wie z.B. die Fähigkeit zur Selbst- und Affektregulation, das Interesse an der Welt und die Auseinandersetzung mit anderen
Menschen und Dingen. Entwicklung, Lernen und Bildung können nur dann gelingen, wenn die Kleinsten der Gesellschaft emotional reguliert und ohne Stress ihre soziale, kulturelle und sachliche Umwelt erleben und erkunden können.
Die bedeutenden Entwicklungsschritte im zweiten Lebensjahr gehen gleichzeitig mit emotionaler Verunsicherung einher und brauchen weiterhin intensive Zuwendung und dyadischen Austausch mit erwachsenen Personen, die dem Kind vertraut sind und die das Kind gut kennen. Insbesondere die Umwandlung von primitiven körperlichen Stressreaktionen in Gefühle, die später gedanklich und sprachlich bewusst gesteuertes Verhalten ermöglichen, wird in dieser frühen Zeit im Umgang mit einfühlsamen und vertrauten Bezugspersonen gebahnt.

Eine sichere Bindung zu wenigen, verlässlichen und feinfühligen erwachsenen
Bezugspersonen in den ersten drei Lebensjahren fördert:

  • Entstehung und Stabilisierung von Urvertrauen
  • Regulation der noch überwältigenden emotionalen Zustände
  • Entwicklung eines eigenen Gefühls- und Stressregulations-Systems
  • Aufbau eines positiven Selbstwertgefühls
  • Entwicklung von nachhaltiger Autonomie mit Interesse an anderen Menschen, an den Dingen und an der Welt
  • Entwicklung von Empathie und Sozialkompetenz
  • die Chancen für Eltern, Erzieher und Lehrer die Entwicklung der Kinder positiv zu begleiten (Erziehung und Bildung)
  • Hinsichtlich des veränderten Aufwachsens in den ersten Lebensjahren in außerfamiliärer Gruppenbetreuung bleibt aus entwicklungspsychologischer Sicht ein Mangel, der in der neurobiologischen Besonderheit des Babys bzw. Kleinkindes und in der besonderen Beziehung von Eltern und Kind liegt.
  • Die emotionalen Bedürfnisse, die u.a. zu Selbst- und Stressregulation sowie zu Empathiefähigkeit führen, lassen sich in einem Gruppenkontext auch mit großem materiellen und personellen Einsatz kaum befriedigen.
  • Der massive Erzieher*innen-Mangel in den Krippen verschärft diese Problematik noch.
  • Unbenommen der Anregung durch Gleichaltrige können sich Babys und Kleinkinder gegenseitig noch nicht das notwendige Sicherheitsgefühl und die emotionale Stabilität geben, die eine erwachsene Bezugsperson in einer dyadischen Beziehung vermitteln kann.
  • Durch einen zu frühen und zu lang andauernden Aufenthalt in einer Krippe sind die Unter Dreijährigen anhaltendem frühkindlichen Stress ausgesetzt. Das sind die Ergebnisse der Neurobiologie und vieler Studien, die sich auf objektive Messungen des Stresshormons Cortisol beziehen. Hinzu kommen die Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und Bindungsforschung, die auf die Problematik von (zu) früher Trennung hinweisen. Diese zählt zu einem der wichtigsten Stressoren in der frühen Kindheit und kann für das Kleinkind einen bedrohlichen Verlust der Lebenssicherheit bedeuten.

Im Blick auf das gesamte Leben werden so ungünstige Stressverarbeitungsgrundlagen gelegt, die die körperliche und untrennbar verbunden, die psychische Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen können.

Uns Ärzte und Therapeuten beunruhigen zutiefst die grundsätzlichen Mängel in der öffentlichen Frühbetreuung, weil wir forschend und behandelnd Einblicke in Lebensanfänge und frühe Erfahrungen erhalten und die Wirkungen einer zu frühen, zu langen und unzureichenden außerfamiliären Betreuung kennen lernen mit den Risiken für eine stabile und gesunde Persönlichkeitsentwicklung. Die Fähigkeit von Säuglingen und Kleinkindern zu enormen Anpassungsleistungen kann über die innerpsychische Problematik mit ihren möglichen späteren Folgen vorerst hinwegtäuschen.

Unmittelbar können Verhaltensmuster beobachtet werden, wie anhaltende Trennungsängste, eine beschleunigte Autonomieentwicklung, Lockerung der Bindung gegenüber den Eltern, Distanzlosigkeit gegenüber Fremden, motorische Unruhe mit Aufmerksamkeitsdefiziten, impulsives Verhalten und Aggressivität, verminderte Konzentrationsfähigkeit, gesteigerte Ängstlichkeit und depressives Rückzugsverhalten.

Zu den Langzeitfolgen gehören z.B. eine erhöhte Anfälligkeit für Angststörungen und Depressionen, eine geringere Lebenszufriedenheit, sowie eine Reihe körperlicher Erkrankungen, die die Lebenserwartung einschränken können. Ausdrücklich sei auf die psychischen, körperlichen und gesundheitlichen Langzeitfolgen und die damit verbundenen Kosten hinzuweisen.

Die Situation der Eltern


Die Sicherung der Existenz, die Gefahr ins berufliche und persönliche Abseits zu geraten, drohende Altersarmut besonders für Frauen, der gesellschaftliche Druck sowie die einseitige, meist unkritische Darstellung von Vorteilen einer frühkindlichen außerfamiliären Betreuung in den Medien und sozialen Netzwerken veranlassen Eltern, ihr Kind nach Ablauf des Elterngeldes bereits mit ca. einem Jahr oder auch früher in außerfamiliäre Betreuung zu geben. Für manche Kinder aus belasteten Lebensverhältnissen, mag diese Entscheidung vorteilhaft sein. Eine sinnvolle Unterstützung von Eltern und Kindern gelingt aber nur mit qualitativ gut ausgebildeten Betreuungskräften und entsprechenden Rahmenbedingungen.
Mit der Ankunft eines Kindes erleben Mütter und Väter eine radikale Wandlung ihres Lebens. Denn sie übernehmen von nun an die (Mit)Verantwortung für ein weiteres Leben. Diese Verantwortung kann als Belastung erlebt werden, ist aber gleichzeitig eine Entwicklungschance für die Eltern. Die damit verbundenen emotionalen und sozialen Prozesse benötigen ausreichend Zeit.
Die frühe und umfangreiche außerfamiliäre Betreuung schränkt die Möglichkeit für Eltern und Kinder, durch gemeinsame Erfahrungen zu lernen und miteinander vertraut zu werden sowie sich mit den natürlichen Problemen zu Beginn der Elternschaft auseinander zu setzen, bedenklich ein. Das behindert den Aufbau einer sicheren und stabilen Bindung zwischen Eltern und Kind. So beobachten Pädiaterinnen, Kinderpsychotherapeutinnen, Erzieher*innen und Hebammen, dass die intuitive Fähigkeit der Eltern, Bedürfnisse kleiner Kinder zu erkennen sowie die Bereitschaft und Ausdauer sich zu engagieren, erheblich abnehmen.
Im Sinne einer nachhaltigen frühen Förderung für Kinder ist es deshalb sinnvoll, auch die Eltern-Kompetenzen zu stärken. Ein Beispiel dafür sind die seit vielen Jahren bestehenden staatlich geförderten Playcenter-Einrichtungen in Neuseeland und in Japan für Eltern und Kinder. In der Schweiz ist die entwicklungspsychologische Begleitung der Eltern traditionell, weit verbreitet und unentgeltlich.
In Deutschland könnten auch bereits vorhandene, wissenschaftlich gut fundierte und erprobte Angebote in größerem Umfang gefördert werden.

Notwendige Konsequenzen In Kurzform

  • Beginn der außerfamiliären Betreuung möglichst erst ab 24. Lebensmonat für wenige Stunden am Tag. Das könnte neben dem Entwicklungsaspekt auch eine zeitnahe Entspannung der derzeitigen Situation in Kita und Krippe bedeuten.
  • Verlängerung des vollen Elterngeldes oder eines angemessenen Grundgehalts auf mindestens 2 (besser 3) Jahre. (Man bedenke, dass ein Krippen-Platz derzeit ca.1300€ im Monat kostet – reine Betriebskosten, also deutlich höher liegt als das durchschnittliche Elterngeld).
  • Finanzielle und soziale Anreize für Väter, die Versorgung und Erziehung der Kinder mit zu verantworten im Sinne eines neuen Rollenverständnisses.
  • Entwicklungspsychologische Begleitung und Beratung von Müttern/Vätern zur Stärkung ihrer Elternkompetenz von der Schwangerschaft an (wie kostenlose Gruppenarbeit und individuelle Eltern-Kind-Angebote).
  • Flexible Arbeitszeiten von Arbeitgeberseite, wie Erleichterung von Teilzeitarbeit für Eltern und Home-Office-Arbeitsplätze bei gleichzeitigem Karriereschutz.
  • Leichterer Zugang zu praktischen Hilfen, wie Haushaltshilfen für Notsituationen und erziehungsbegleitende Familienhilfen.
  • Rahmenbedingungen in Kitas, welche die Grundbedürfnisse der Kinder berücksichtigen. Bei unter 3-Jährigen bedeutet das z.B. möglichst keine Betreuerwechsel, Gruppengröße von 6, höchstens 8 Kindern und einer realen ErzieherInnen-Kind-Relation von höchstens 1:3.
  • Verbesserte Arbeitsbedingungen für pädagogische Fachkräfte wie z.B. obligatorische, regelmäßige Fall- und Teamsupervisionen, begleitende Selbsterfahrung, Aufwertung sozialer Berufe u.a. durch bessere Bezahlung, sowie hochwertige Aus- und Fortbildung.
  • Ausweitung der Studiengänge für Frühpädagogik (bzw. entsprechende Weiterbildungen )und Familien- und Elternbildung.
  • Förderung psychophysiologischer und sozialer Forschung in fachübergeifenden Forschungsprojekten über die Auswirkungen früher institutioneller Betreuung auf die Persönlichkeitsentwicklung, psycho-somatische Gesundheit und Stabilität in Stresssituationen.

Quelle: www. wende-in-der-fruehbetreuung.de

Die Literaturnachweise zum Aufruf findest du hier

Kontakte:
Dr.med. Agathe Israel, Fachärztin für Neurologie/Psychiatrie/Kinder-u. Jugendpsychiatrie,
Psychosomatische Medizin/Psychoanalytikerin DGPT/VAKJP; kontakt@fruehbetreuung.de
Gisela Geist, analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutin, Stuttgart; VAKJP;
kontakt@fruehbetreuung.de

Achtsame Sprache Teil 1 – Wörter, die wir vermeiden dürfen

Jedes Wort wirkt! Jedes Wort bewirkt etwas! Jedes Wort hat eine Auswirkung!

Worte sind kraftvoll, machtvoll, sie schwächen oder stärken, sie demotivieren oder sie motivieren, sie trennen und verbinden.

Wir geben den Kindern mit bewusst gewählten Worten halt weil sie genau wissen, was wir meinen. Deshalb sollten wir bewusst auf unsere Sprache und unsere Wortwahl achten.

Die Veränderung unserer Wortwahl braucht Zeit weil unser Gehirn bekannte Sprachmuster bevorzugt und neue Spracharten mühsam lernen muss. Deshalb ist es notwendig, dass wir die Nutzung der neuen Worte immer wieder üben. Dabei durchlaufen wir drei Phasen:

  1. Wahrnehmung: uns fällt auf, wie oft wird diese Wörter benutzen
  2. Anwendung: du versuchst Sätze umzuformulieren und Worte wegzulassen oder zu ersetzen. Das fällt am Anfang schwer und wird immer besser. Dabei fällt dir vielleicht irgendwann auf, wie oft andere dieses Wort benutzen und ärgerst dich evtl. sogar darüber.
  3. Integration: du wählst die Wörter nun ohne Anstrengung, automatisch und hast die Formulierungen integriert.

In diesem ersten Teil blicken wir nun darauf, welche Worte wir hinterfragen, uns ihre Wirkung bewusst machen und sie gegebenenfalls verändern. Wir schauen uns dabei die folgenden Wörter an:

liebnichtsollenDivaWenn…dannGleich
bravManmüssenMemmeMäuschenAber
gutSuperbösePrinzessinPüppiImmer
richtigSchönOrdentlichTrampelvorsichtigschnell
falschTollMackerZickeEntschuldigenIiiiiii
Wörter, die wir vermeiden dürfen

lieb, brav „lieb, dass du das Spielzeug teilst“

„Nur wenn du lieb bist, darfst du später auf der Hochebene schlafen“

„lieb, dass du das Spielzeug teilst“

„Lieb“, „brav“ und „artig“ sind Bewertungen des kindlichen Verhaltens. Lieb sein oder auch artig sein assoziieren wir mit einem Kind, das unsere Erwartungen erfüllt, das nicht aufmuckt, immer hört und nicht widerspricht. Lieb sein meint, dass die Kinder positive Gefühle zeigen sollen und keine negativen wie Wut oder Ärger. „Nur wenn du lieb bist, darfst du später auf der Hochebene schlafen“. Lieb bedeutet auch, dass Kinder nicht in den Konflikt mit mir oder einem anderen Kind gehen: „lieb, dass du das Spielzeug teilst“ auch wenn sie etwas anderes in sich spüren. Wenn Kinder alle verlangten Aufgaben ohne Widerstand erfüllen, wenn alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, wenn Kinder nicht handgreiflich oder aggressiv werden oder in sonstiger Weise ein sozial unangemessenes Verhalten zeigen, dann bewerten wir ihr Verhalten als „lieb“. Mit braven Kindern ist vermutlich wirklich alles einfacher und funktioniert besser.

Das Problem dabei ist, dass Kinder dabei mehrere Botschaft erhalten, die für ihre sozial emotionale Entwicklung negative Folgen haben kann. Wenn sie immer wieder „lieb“ sein sollen, vermitteln wir ihnen, dass negative Gefühle wie Wut, Neid, Scham und Ärger nicht erlaubt sind: „sei lieb“. Das bedeutet unmittelbar, dass Kinder verstehen, „ich darf meine Grenze nicht deutlich machen“. Wenn dieses Empfinden über längere Zeit anhält, verlieren Kindern ihr Gefühl für Wut, Ärger, Widerstand und Abgrenzung. Immer brav und lieb sein ist allerdings schlicht nicht möglich weil wir ein natürliches Bedürfnis nach Abgrenzung, Autonomie und Selbstbestimmung haben. So kann es dazu kommen, dass die eigenen Gefühle verdrängt und somit die unerfüllten Bedürfnisse verleugnen werden. Kinder lernen auch, dass Konflikte nicht in Ordnung sind, sie sich besser anpassen, sich am Äußeren orientieren und weniger sich selbst vertrauen sollten. Auf lange Sicht ist ein solches Verhalten jedoch nicht gesund. Im Erwachsenenalter sind solche Verdrängungen und Verleugnungen von Bedürfnissen u.a. mit ursächlich für Depressionen oder Burnout.

In dem Artikel: „Wart ihr auch immer brav? Was brav sein für Kinder bedeutet“ findest du mehr dazu“

gut, richtig, super, schön, toll

Es handelt sich auch bei den Wörtern „gut“, „richtig“, „super“, „schön“ oder „toll“ um Bewertungen des kindlichen Verhaltens, wenn auch positiven Bewertungen. Im ersten Moment würde man sagen, ist doch ok, Kinder wollen doch Lob und Anerkennung?! Wenn ich dem Kind sage, dass es etwas schön oder toll macht, freut es sich sicher darüber. Manche Kinder sehnen sich sichtlich danach, Anerkennung und Lob zu bekommen:

  • „genau, du hast deine Kleider richtig zusammengelegt, super!“
  • „Oh, du hast eine schöne Burg gebaut!“
  • „toll, wie du geholfen hast aufzuräumen!“
  • „gut gemacht!“
  • „du hast deine Schuhe wieder richtig in das Fach gestellt!“

Lasst uns aber nochmal genauer hinschauen: es handelt sich bei den beschriebenen Wörtern um Beurteilungen, die wir als Erwachsene aufstellen, um das kindliche Verhalten zu bewerten, ähnlich wie mit einer Schulnote. In diesem Moment stellen wir uns über das Kind, um ihm zu sagen, wie es sein soll, ob es ausreicht und das alles aus meiner Beurteilungswarte heraus. Es kommt die Botschaft an, ich sage dir, wie du dich verhalten musst, damit du gut und richtig bist. Wenn ich sage, du machst das zu dem Zeitpunkt auf diese Weise toll, dann wird das Kind versuchen, in diesen Momenten mir zuliebe wieder genau das Verhalten erneut an den Tag zu legen. Dadurch dass wir das Kind bewerten besteht keine Gleichwürdigkeit zwischen dem Kind und mir.

Bewertungen hängen unmittelbar mit dem Selbstwert des Kindes zusammen. Das bedeutet das Kind versteht nicht nur, das was ich gerade tue, gefällt dem anderen, sondern ich bin richtig und gut weil ich den Auftrag so ausgeführt habe, wie ich es wollte.

Das Kind orientiert sich im Außen und verliert – bei häufigem Lob – den Kontakt zu sich selbst, sucht die Bestätigung im Außen und kann sogar süchtig danach werden. Für ein glückliches Leben ist es also notwendig, sich selbst einen Wert geben zu können und Dinge zu tun weil ich sie tun möchte. Mit einer angeborenen inneren Motivation (intrinsische Motivation) tun Kinder das Anfangs für gewöhnlich auch bis wir es ihnen abtrainieren, sich selbst genug zu sein.

Aber Kinder brauchen doch Orientierung? Ja genau, Führung, Halt und Orientierung sind wichtige Bedürfnisse von uns Menschen. So orientiert sich ein Kleinkind an uns als Bezugspersonen, um zu wissen, in welchen Situationen es wie handeln soll. Ach, da soll ich jetzt lieber stehen bleiben, wenn ich mich so und so verhalte, reagiert meine Bezugsperson, als ob ich das lieber sein lassen sollte usw. Wir können unsere Anliegen jedoch anders transportieren als über Bewertungen, nämlich über eine Auskunft unseres tatsächlichen Innenlebens: wir können unsere Gefühle, Bedürfnisse und Anliegen Preis geben, die Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen der anderen Kinder verbalisieren und Auskunft über das Seelenlebens des betroffenen Kindes geben.

Anstatt „den Turm hast du aber toll gebaut“, können wir sagen:

„du hast aber einen hohen Turm gebaut, ich habe dich beobachtet, da hast du ganz schön lange dran gesessen“

„du bist vermutlich ganz stolz darauf, dass du so einen hohen Turm gebaut hast oder?“

„und ich habe gesehen, dass Clara den Turm vorhin umgeworfen hat und du hast dich sofort daran gemacht, ihn wieder aufzubauen. Ich bin wirklich beeindruckt!“

Ich zeige, dass ich bemerkt habe, wie das Kind den Turm gebaut hat und erfülle damit das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung. Oft reicht auch ein. Ich honoriere zusätzlich die Anstrengung des Kindes und gehe mehr auf das Tun ein als auf das Produkt. Anstatt einer Bewertung kann ich auch das Gefühl des Kindes eingehen. Denn im Grunde möchte das Kind keine Wertung sondern drückt sich lediglich mit seinem Gefühl aus: nämlich Stolz. Durch die Verbalisierung des Gefühls gebe ich dem Kind Informationen darüber, wie es in ihm aussieht. Es lernt dadurch Selbsteinfühlung. Ich kann auch etwas über meine Gefühle erzählen: „ich freue mich mit dir“ „ich bin beeindruckt“ „ich freue mich wie stolz du bist“.

wenn ich sage, „du hast heute schön gegessen!“ bewerte ich das Kind von außen in seinem Essverhalten und nehme direkten Einfluss darauf. Diese Aussage ist jedoch auch sehr schwammig, denn was bedeutet es genau schön zu essen? Geht es um die Menge des Essens? War es zu viel? War es zu wenig? Oder ging es um das Verhalten des Kindes während des Essens? Es ist nicht klar, was mit „schön“ an der Stelle gemeint ist und das verunsichert Kinder sehr.

Anstatt „du hast schön gegessen“ können wir sagen:

„ich habe beobachtet, dass es dir geschmeckt hat“

„es war mir eine Freude zu beobachten, mit welcher Wonne du gegessen hast!“

Durch Bewertungen von außen lernt das Kind, ich bin richtig, ich bin gut, ich bin toll weil ich versucht habe, etwas so zu tun, wie meine Erzieherin es wollte.

falsch „das hast du falsch gemacht“

„das hast du falsch ausgeschnitten“

„du hast die Schuhe falsch an“

„du hast die Jacke falsch angezogen“

Auch hier handelt es sich um eine Bewertung des Kindlichen Verhaltens, allerdings um eine negative, die für das kindliche Selbst noch belastender sein kann als die positiven Bewertungen (s.o.). Auch hier ist es so, dass das Verhalten von außen durch einen normierten Maßstab bewertet wird. Je nach Häufigkeit dieser negativen Bewertung kann eine direkte Auswirkung auf den Selbstwert des Kindes wahrgenommen werden. Es kann sein, dass das Kind lustlos wird, demotiviert ist, Selbstzweifel entwickelt und innere Glaubenssätze wie: „ich mache eh alles falsch“ „nichts kann ich richtig machen“ aufbaut, die es für sein gesamtes Leben prägen.

Anstatt im Negativmodus zu verharren und das Augenmerk darauf zu legen, was falsch läuft, können wir unseren Fokus auf die Fähigkeiten des Kindes legen. Wir können die Ressourcen des Kindes betrachten und es darin bestärken. Wir können also die Perspektive verändern und mit positiver Haltung und in positiver Sprache auf das Wort „falsch“ verzichten. Wir können formulieren, was wir von dem Kind erwarten, über die Fehler hinwegsehen oder sogar die Fehler feiern (so wird es in Neuseeländischen Schulen praktiziert).

Anstatt „das hast du falsch ausgeschnitten“ können wir sagen:

„genau, schneide auf der Linie entlang“ oder einfach drüber hinwegsehen. Der Stolz und die Selbstwirksamkeit ist ein wichtigerer Wert als das korrekte Ausführen von Aufgaben.

Anstatt „du hast die Jacke falsch angezogen“ können wir sagen:

„schau mal der Ärmel hängt da unten. Hier kannst du reinschlüpfen“. Der Fokus liegt dann nicht mehr auf dem Fehler sondern auf der konkreten Unterstützung. Wir können das Kind jedoch auch mit der verdrehten Jacke rausgehen lassen und erst helfen, wenn es danach fragt.

Fehlerfreundlichkeit zu üben ist enorm wichtig. Für ein glückliches Leben brauchen wir das Wissen, dass wir nicht alles perfekt machen können und müssen. Es ist erlaubt Fehler zu machen, wir brauchen uns selbst nicht zu verurteilen, wenn wir Dinge nicht so gut konnten oder vermeintlich falsch gemacht haben. Wir können den Kindern dadurch vermitteln: du tust das beste was du kannst und das reicht aus! Fehler dürfen sein, du darfst freundlich mit dir selbst umgehen!“ Nur wenn wir in „Fehlermomenten“ freundlich mit den Kindern umgehen, können sie auch für sich integrieren: „ich darf freundlich zu mir sein auch wenn ich etwas nicht so gut kann“

böse „du haust andere, du bist böse“

„du schubst andere, das ist böse“

Wenn wir das positive Menschenbild Carl Rogers oder Marshall Rosenbergs betrachten, können wir sagen, alle Menschen sind gut, jeder tut in jedem Moment sein Bestes und jeder handelt so, wie er Strategien an der Hand hat, um sich unerfüllte Bedürfnisse zu erfüllen. „Böse“ ist eine Bewertung des Gegenübers, die dazu noch äußerst negativ ist. Wenn wir einen Menschen oder seine Handlungen als „böse“ bewerten, ist das eine Herabwürdigung, die weitreichende Folgen für den Selbstwert des Gegenübers haben kann.

Wenn wir einem Kind sagen, es sei „böse“ kann es diesen Glaubenssatz sein gesamtes Leben mit sich tragen. Diese Gedanken können in Selbstvorwürfen und Autoaggression münden, sowie sich unmittelbar in den Handlungen des Kindes ausdrücken z.B. auch durch aggressives Verhalten.

Mit dem Satz „du haust andere. Das ist böse“ wollen wir doch eigentlich ausdrücken, dass das Kind eine Verhaltensweise zeigt, die nicht sozial angemessen ist und wir uns wünschen, dass das Kind anders handelt, damit Kinder nicht verletzt werden. Das bedeutet, das Kind Kind braucht unsere Unterstützung, um sein Handeln zu verstehen und alternative Handlungsstrategien zu entwickeln.

Anstatt zu sagen „du haust andere. Das ist böse“ können wir sagen:

„Stopp, gehauen wird nicht! (schützende Grenze setzen) Du bist gerade ziemlich wütend weil du auch auf dem Platz sitzen wolltest (Bedürfnis benennen). Du kannst die Kathrin fragen, ob du auf diesem Platz sitzen darfst (Alternative Handlungsweise erarbeiten). Oder hast du eine andere Idee?“

nicht „fall nicht!“

„mache nicht die Füße auf den Tisch“

„nicht den Tom umfahren!“

„du sollst nicht hauen“

Positive Sätze kann das kindliche Gehirn deutlich besser aufnehmen,  verstehen und verarbeiten als negierende Sätze mit einem „nicht“. Wenn wir sagen: „denk nicht an den rosa Elefanten!“ denken wir erst recht an den rosa Elefanten oder?

Deshalb dürfen wir Negativ-Sätze mit „nicht“ in positive Sätze umwandeln. Dadurch wissen Kinder besser, was wir meinen, was wir von ihnen erwarten und welche alternative sozial angemessene Handlungsweisen sie anwenden können.

Anstatt zu sagen: „mach nicht die Füße auf den Tisch“ können wir sagen:

„Lass die Füße unterm Tisch!“

Anstatt „nicht den Tom umfahren!“ können wir sagen:

„Fahre an Tom vorbei!“

Anstatt zu sagen: „du sollst nicht hauen“ können wir sagen:

„Stopp, behalte die Hände bei dir!“ oder „Stopp! Wenn du den Stift haben möchtest, frage den Lukas!“

Man “das macht man nicht”

„man haut nicht”

man spielt nicht mit dem Essen”

„wie sagt man?“

Wer ist eigentlich dieser „Man“? Irgendein großer Unbekannter, der weiß wie wir uns verhalten sollen? Durch das Wörtchen „man“ tun wir so, als gäbe es eine unbekannte Person, einen moralischen Grundsatz, an den wir uns zu halten hätten, allgemeine Regeln, die für alle gelten, die der „man“ aufgestellt hat. Sehr seltsam. Durch das Wort „man“ wird die verbale Interaktion unpersönlich und es übernimmt keiner die Verantwortung. Das einzige, was wir beim Kind auslösen können, ist Angst vor dem ominösen „Man“, den keiner kennt.

Was können wir anstatt dessen sagen? Wir dürfen das Wörtchen „man“ durch „Ich“ ersetzen und übernehmen damit die Verantwortung für unser Gesagtes, unsere Haltung, unsere Werte und unsere Bedürfnisse. Dadurch teilen wir uns ehrlich mit und können beim Kind so Empathie und Verständnis hervorrufen.

Anstatt „man haut nicht“ könnte ich sagen:

  • „Stopp, ich will nicht, dass du haust!“
  • „Stopp, behalte die Hände bei dir!“
  • „du ärgerst dich gerade sehr weil du auch gerne rutschen willst, stimmt’s?“

Beim Satz „man spielt nicht mit dem Essen!“ kann ich mich erstmal fragen, warum möchte ich das eigentlich nicht? Weil mein Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit verletzt ist oder weil ich einen Glaubenssatz von „weil man das nicht macht“ in mir trage? Dann reflektiere genau, woher dieser Glaubenssatz kommt und ob du ihn so beibehalten möchtest. Wenn dir die Sauberkeit wichtig ist, könntest du sagen :

Anstatt „man spielt nicht mit dem Essen!“ könnte ich sagen:

„behalte deine Nudeln auf dem Teller! Ich möchte, dass der Boden sauber bleibt!“

Beim Satz „wie sagt man?“ sollen die Kinder für Gewöhnlich dazu angehalten werden, sich zu bedanken. Diesen Satz können wir insgesamt ablegen weil Kinder erst sehr spät den Wert Dankbarkeit zu verstehen. Sie beginnen erst mit vier Jahren die Perspektivenübernahme zu entwickeln und können sich davor nicht in andere Menschen hineinversetzen. Das bedeutet, wenn wir aus erzieherischen Maßnahmen heraus den Kindern beibringen, „man sagt danke“ werden sie das lernen aber nur Floskel artig dahersagen ohne zu wissen, was sich dahinter verbirgt. Das ist ähnlich wie beim Thema „Entschuldigen“ (s.u.).

Auf den Satz „wie sagt man?“ kann ich gänzlich verzichten, da es den „Man“ nicht gibt und ich lediglich meine Verantwortung an etwas/ jemanden anders abgeben möchte. Wenn es mir wichtig ist, mich zu bedanken, kann ich das anstatt des Kindes tun. Dann übernehme ich die Verantwortung für meinen Wunsch Dankbarkeit ausdrücken zu wollen und nicht das Kind. Durch unser Vorbild lernen Kinder früh genug „Danke“ zu sagen. Da dürfen wir den Kindern vertrauen.

Memme, Macker, Trampel, Prinzessin, Zicke, Diva

Jedes dieser Worte sind beurteilende Zuschreibungen, die mit bestimmten negativen Verhaltensweisen assoziiert werden: eine Memme ist weinerlich, der Macker ist laut und sich selbst darstellend, der Trampel tut anderen weh weil er nicht aufpasst und macht Sachen kaputt, eine Prinzessin lässt sich bedienen, die Zicke will vieles nicht, sagt oft „nein“ und die Diva ist arrogant. All das sind vorurteilsbezogene Beurteilungen, die wir Kindern auferlegen, wenn wir sie so nennen. Diese Worte beschreiben meistens Eigenschaften, die negativ sind und Kinder in eine Schublade stecken, sie werden stigmatisiert. Dadurch kann es auch zu einer Selbststigmatisierung kommen, die es den betroffenen Kindern schwer macht, anders über sich zu denken als im Rahmen der Zuschreibung. „Ich bin eine Memme, ich weine immer!“.

Wir Fachkräfte nutzen die zuschreibenden Worte wie Memme, Zicke usw., um die Verantwortung für eine unsichere Situation und starke Gefühle von uns weg den Kindern zu übergeben. „Wenn Lukas ein Macker ist, kann ich da als Fachkraft wenig machen!“, „Jenny ist halt eine Memme, da kann man nichts machen!“.

Jedes Kind kommt mir unterschiedlichem Temperament, unterschiedlichen Erfahrungen und Hintergründen in die Kindertageseinrichtungen. Unser Aufgabe als Fachkraft ist es die einzelnen Kinder mit ihren individuellen Wesen wahrzunehmen, zu begleiten und die Schätze an den Tag bringen. Wenn wir sie immer wieder in eine Ecke drängen, haben sie kaum eine Chance aus ihr herauszukommen. Das bedeutet, sie glauben irgendwann selbst, sie seien eine Memme, ein Macker oder eine Zicke.

Mäußchen, Süße, Püppi, Schätzchen

Wir verwenden in pädagogischen Einrichtungen häufig Kosenamen wie „Mäußchen“, „Süße“, „Püppi“ und „Schätzchen“. Es rutscht uns so raus, die Kleinen sind ja auch zu süß. Viele denken, Kinder mögen es, so benannt zu werden. Auf diese Art schaffe ich es doch Nähe zu den Kindern aufzubauen oder? Das Gegenteil ist oft der Fall. Für viele Kinder handelt es sich bei der Liebkosung mit Kosenamen um eine Grenzüberschreitung. Wenn wir sie fragen ob sie so benannt werden wollen, antworten die meisten Kinder mit Nein. Verständlich, denn wir behandeln sie in dem Moment, als wären sie ein Kuscheltier, etwas Kleines, Niedliches, ein Objekt, das liebkost wird.

Kinder wollen jedoch GLEICHWERTIG als vollwertige Persönlichkeiten gesehen werden, als Subjekte, die ihr Leben selbst gestalten können, die über sich selbst bestimmen können. Sie wollen als Karl, Louis, Mia, Fred und Emma gesehen und geschätzt werden und nicht als kleine süße Püppchen behandelt oder wie Objekte betätschelt werden. Sie wollen wie sie SELBST behandelt werden – mit all ihren Interessen, Fähigkeiten und Persönlichkeitseigenschaften. 

Wir können Kinder FRAGEN, ob sie die Liebkosungen mögen. Manche Kinder verlangen vielleicht sogar danach. Wenn sie ihr Einverständnis dafür geben, sind die verniedlichenden Bezeichnungen keineswegs zu kritisieren. Aber wenn Kinder sie nicht mögen, sollten wir sie sein lassen. Und wenn uns doch eine gut gemeinte Liebkosung über die Lippen rutscht, haben wir die Möglichkeit unser BEDAUERN darüber auszudrücken.

“Oh ich weiß, eigentlich magst du so nicht genannt werden. Ich bedauere, dich “Mäuschen” genannt zu haben weil ich weiß, dass du das nicht magst. Ich versuche nächstes Mal darauf zu achten, denn mir ist es wichtig, dass deine Grenzen respektiert werden”

Im Artikel: „Na Süße… wenn Fachkräfte Kinder mit Worten liebkosen“ kannst du mehr dazu lesen.

Entschuldigen („entschuldige dich!“)

„entschuldige dich!“

„Entschuldigung, dass ich vorhin nicht mehr zu dir gekommen bin“

Das Wort „Entschuldigen“ enthält das Wort „Schuld“. In Rosenbergs positivem Menschenbild gibt jeder Mensch in jedem Moment sein Bestes und möchte zum Wohle der Gemeinschaft beitragen. Es kann also keinen Schuldigen geben, nur Menschen, die Strategien anwenden um sich Bedürfnisse zu erfüllen. Kein Mensch macht etwas falsch oder trägt gar die Schuld für etwas, das er getan hat, sondern verwendet ihm verfügbare Strategien, um sich seine unerfüllten Bedürfnisse zu erfüllen. Es kann sein, dass die gewählten Strategien sozial unangemessen sind und der Mensch in dem Moment keine passenden Strategien zur Verfügung hat. Kinder haben entwicklungsbedingt oft noch keine Strategien zu Hand, die wir als angemessen ansehen würden (Hauen, Beißen, Schubsen usw.). Sie tragen dadurch keine Schuld und brauchen unsere Unterstützung.

Aus den genannten Gründen ist es weder nötig, dass Kinder sich entschuldigen, noch ist es notwendig, dass wir als Erwachsene uns für unser Verhalten bei den Kindern entschuldigen. Keiner trägt die Schuld an einem entstandenen Konflikt.

Was wir aber tun können, ist unser Bedauern darüber ausdrücken, dass wir nicht so gehandelt haben, wie wir es uns selbst gewünscht hätten. Wir haben gegen unsere Werte gehandelt und wollen das dem Kind deutlich machen.

Anstatt „Entschuldigung, dass ich vorhin nicht mehr zu dir gekommen bin“ kann ich sagen:

„ich bedauere sehr, dass ich vorhin nicht mehr zu dir gekommen bin obwohl ich es versprochen hatte. Mir ist es wichtig Versprechungen einzuhalten. Ich versuche mich nächstes Mal daran zu halten. Vielleicht kannst du mir auch dabei helfen?“

Anstatt mit einem „entschuldige dich!“ eine Entschuldigung zu erzwingen, kann ich mit den Kindern darüber ins Gespräch gehen, was sie dazu bewegt hat, so zu handeln. Ich kann den Kindern helfen ihre Gefühle zu verstehen und ihre Bedürfnisse zu begreifen. Auf diese Weise ermögliche ich den Kindern, sich in den anderen hineinzuversetzen und zu verstehen, dass der andere nicht aus böser Absicht gehandelt hat, sondern weil er ein Bedürfnis hatte. Kinder lernen dadurch echte Empathie und keine erlernte leere Floskel.

Wir dürfen Vertrauen in die Kinder haben, dass sich ihr Mitgefühl mit der Zeit entwickeln wird. Kinder lernen ihr Mitgefühl und ihr Bedauern auszudrücken, wenn sie kognitiv und emotional in der Lage dazu sind. Wir Erwachsenen können den Kindern das Trösten, gegenseitige Helfen und Bedauern vorleben.

Au Weia, Oh oh: „au weia hör sofort auf“

„oh oh (mahnend) hör auf den Pepe zu hauen“

„au weia Lisa“

Der Ausruf „Au Weia“ und „Oh oh“ werden oft in Zusammenhang mit einer Mahnung ausgesprochen. Es ist hier gemeint, wenn wir mit der Wortnutzung ein Fehlverhalten eines Kindes kommentieren.

Die Worte „au weia“ und „oh oh“ können je nachdem welchen Tonlaut ich verwende, äußerst bedrohlich wirken und Kindern Angst machen. Ich habe in Kitas häufig beobachten, wie Kinder förmlich zusammenzucken, wenn Fachkräfte ihr Handeln mit diesen Lauten kommentieren. In den Gesichtern der Kinder war zu lesen: „oh Gott, ich habe etwas falsch gemacht“. Es schließt sich wiederum die Übertragung an, dass das Kind nicht nur hört: „ich habe etwas falsch gemacht“, sondern „ich bin falsch“ und überträgt es direkt auf seinen Selbstwert (Lies dazu auch gerne weiter oben zum Wort „falsch“). Wenn die Lautäußerungen durch die Fachkräfte „Au Weia“ oder „Oh oh“ ohne weitere Erklärungen im Raum stehen bleiben, geraten die Kinder zusätzlich in einen Zustand großer Verunsicherung. Sie wissen nicht, was sie genau falsch gemacht haben.

Anstatt „oh oh hör auf den Pepe zu hauen“ können wir sagen:

„Stopp. Aufhören zu hauen! (schützende Grenze, wenn notwendig auch liebevoll körperlich einschreiten). Du willst die Puppe haben, mit der Pepe gerade spielt oder? (Bedürfnis benennen). Schau mal, wir haben hier noch eine Puppe. Dann kannst du gemeinsam mit Pepe und dem Puppenwagen fahren“ (Lösungsvorschlag).

Anstatt „au weia Lisa“ (sie geht aus der Tür raus, was sie nicht soll) können wir sagen:

„Bleib hier Lisa!Was suchst du denn draußen? Wolltest du nach den anderen Kindern gucken? Wollen wir mal gemeinsam schauen gehen?

Versuchen wir also die Ausdrücke „Au Weia“ und „Oh oh“ aus unserem Wortschatz zu streichen weil sie auf Kinder bedrohlich wirken und ihnen keine Möglichkeit gibt, zu verstehen, was sie tun können.

Gleich „ich komme gleich“

Kindergartenkinder leben im Hier und Jetzt. Sie haben kaum eine Zeitwahrnehmung. Diese beginnt bei Kindern erst zwischen drei und sechs Jahren. Das bedeutet Zeitangaben sind generell eine schwer greifbare Größe für Kinder. Wenn wir sagen: „gestern“, „morgen“, „letzte Woche“, „gerade eben“ usw. haben Kindergartenkinder meist noch keine wirkliche Vorstellung davon, was wir damit meinen und vor allem wie lang es sich genau anfühlt. Das Zeitempfinden ist bei uns Menschen sowieso höchst unterschiedlich und sehr subjektiv. Der eine empfindet eine bestimmte Zeitspanne als lang, der andere als kurz.

Neben dem noch wenig ausgeprägten Zeitempfinden ist die Zeitangabe „gleich“ oder auch „bald“ sehr schwer greifbar. Sie ist sehr unklar und schwammig. Was bedeutet „gleich“? Wie lange ist „gleich„? Manchmal kommt die Erzieherin sofort wenn sie „gleich“ sagt, manchmal dauert es länger und manchmal kommt sie auch gar nicht. Es ist für Kinder und im übrigen auch für Erwachsene, schwer nachvollziehbar, was wir mit „gleich“ meinen. Wann ist denn „gleich“?

Das Wort „gleich“ dürfen wir also aus unserem Wortschatz streichen und durch genaue (Zeit-)Angaben ersetzen:

„wenn ich mein Brot aufgegessen habe, komme ich zu dir, versprochen!“

„wenn der große Zeiger oben ist, dann komme ich aus der Pause wieder“

„wenn wir geschlafen und gevespert haben, dann kommt deine Mama wieder und holt dich ab“

Unsere Versprechen sollten wir dann unbedingt einhalten, sonst lernt das Kind, dass Warten sich nicht lohnt und es sich auf die Erzieherin nicht verlassen kann. Das zeigt auch der berühmte Marshmallow-Test. Kinder warten dann häufiger und länger, wenn die Belohnung eines zweiten Marshmallows auch eintritt. Wenn die Belohnung ausbleibt, warten sie nicht mehr und essen den Marshmallow schnell auf.

Aber „Du willst noch weiterspielen aber wir gehen jetzt raus“

  • „ja super machst du das, aber du musst noch aufräumen“
  • „ich verstehe, dass du toben möchtest aber jetzt ist Ruhezeit!“

Wenn wir das Wort Aber“ benutzen, drücken wir eine vermeintliche Akzeptanz des kindlichen Bedürfnisses aus. Es handelt sich jedoch nur um eine Pseudoakzeptanz, denn wenn wir uns einen Aber-Satz genau anhören, merken wir, alles was vor dem „Aber“ steht, wird weggewischt, also ungültig. Das Bedürfnis des Kindes zählt dann nicht mehr und nur das eigene steht im Mittelpunkt.

Damit drücken wir aus, dass unsere Meinung, unser Bedürfnis wichtiger sei als das des Kindes. Das Wörtchen „Aber“ ist also ein Verbindungskiller, es sorgt dafür dass die Verbindung verloren geht und behindert den echten Dialog.

Anstatt das Wort „Aber“ zu verwenden, können wir die Wörter „und“ oder „gleichzeitig“ benutzen. Denn sie zeigen, dass die Bedürfnisse beider Parteien relevant sind und nebeneinander existieren dürfen. Dadurch schätzen wir beide Bedürfnisse und damit beide Menschen des Konflikts wert.

Anstatt „du willst noch weiterspielen aber wir gehen jetzt raus“ könntest du sagen:

„du möchtest gerne hier drinnen bleiben weil du deinen Turm fertig bauen willst. Gleichzeitig wollen die anderen Kinder alle raus und ich möchte die anderen Kinder beaufsichtigen“

Anstatt „ich verstehe, dass du toben möchtest aber jetzt ist Ruhezeit!“ könntest du sagen:

„du brauchst gerade viel Bewegung und die anderen Kinder wollen sich gerade ausruhen, sie brauchen Ruhe“

Immer: „Immer musst du andere ärgern“

  • „immer lässt du deinen Teller stehen!“
  • „immer schmeißt du deine Schuhe auf den Boden!“

Kein Mensch zeigt immer ein bestimmtes Verhalten. Das ist schlicht unwahr und eine Übertreibung. Mit dem Wort „immer“ formulieren wir negative Erwartungen und manchmal auch unbewusste Stigmatisierungen.

Wir nutzen das Wort „immer“, um unserer Haltung Nachdruck zu verleihen und unseren Ärger auszudrücken. Gleichzeitig werten wir dadurch das Kind jedoch ab. Es ist sehr verletzend, wenn eine andere Person davon ausgeht, dass ich immer das gleiche negative Verhalten zeige.

Deshalb dürfen wir das Wort „immer“ aus unserem Wortschatz streichen. Wir können den Fokus auf Positives lenken und unsere eigene Wahrnehmung schulen. Ist das wirklich so, dass das Kind immer dieses Verhalten zeigt? Wie häufig kommt das Verhalten wirklich vor? Ich kann auch Strichlisten dazu führen. Dann stelle ich wahrscheinlich sehr schnell fest, das Kind zeigt das Verhalten viel seltener, als ich es selbst angenommen habe und „immer“ wird der Beschreibung in keinem Fall gerecht.

Was wir nicht vergessen dürfen ist, dass Verhalten von Kindern sich oft auch genau auf die Weise zeigt, wie wir es erwarten. Gemäß dem Motto self-fulfilling-prophecy.

Anstatt das Kind mit „immer“-Sätzen herabzuwürdigen, können wir den Fokus darauf lenken, was gut läuft. Das Kind z.b. Beim gut Sein erwischen. Wir können beobachten, wann das Kind genau das Verhalten an den Tag legt, das ich mir wünsche. Wir können den Fokus darauf lenken, in welchen Momenten das Kind korporiert und zugewandt ist. Dann können wir darüber unsere Freude ausdrücken.

„Ich habe gesehen, du hast deine Schuhe gerade eben direkt in das Regal gestellt. Darüber freue ich mich sehr!“

Wir können auch unsere Erwartungen formulieren. In einer ruhigen Minute im Vieraugengespräch können wir sagen:

„ich wünsche mir, dass du nach dem Essen deinen Teller auf den Wagen stellst!“

Ordentlich: „setz dich ordentlich hin“

  • „Stell die Kiste ordentlich in das Regal!“
  • „Stell den Stuhl ordentlich an den Tisch!“
  • „Räume ordentlich auf!“

das Wort ordentlich ist sehr unkonkret und unspezifisch. Wenn wir dem Kind sagen, es soll etwas ordentlich tun, weiß es immer noch nicht, was es genau tun soll. „Ordentlich“ ist eine unklare Aussage, bei der der Handlungsauftrag nicht klar ersichtlich ist. Das verunsichert ungemein. Das Kind weiß nicht, was es tun soll, um die Fachkraft zufrieden zu stellen.

Anstatt „setz dich ordentlich hin!“, können wir sagen:

  • „zieh den Stuhl an den Tisch ran“
  • „nimm das Besteck in die Hand“
  • „halte deine Beine stimm“

Anstatt „räum ordentlich auf“, können wir sagen:

  • „nimm die Kiste mit den Legosteinen und stell sie neben die grüne Kiste“

Es ist also wichtig, dass wir klare Sätze formulieren, bei denen die Kinder genau wissen, was wir meinen. Das Wort „ordentlich“ lässt viel Raum für Spekulationen und Interpretation. Das verunsichert Kinder. Sie brauchen unsere ganz konkrete Anleitung.

Sollen, Müssen „du musst noch deine Sachen aufhängen“

  • „du musst noch die Bauklötze einräumen“
  • „das musst du lernen“
  • „du musst dich entschuldigen“

Bei dem Wort „muss“ oder „müssen“ baue ich automatisch Druck auf den Adressaten auf. Und Druck erzeugt ja bekanntlich Gegendruck. Auch wenn wir unseren Worten durch dadurch Nachdruck verleihen möchten, erzielen wir das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen, nämlich Abwehr und Trotz.

Ihr könnt dazu mal ein Experiment mit euren Freunden, Arbeitskollegen oder Partnertnern durchführen. Nutzt in Gesprächen immer wieder das Wort „müssen“ oder „muss“ und beobachtet die Reaktionen der anderen. „Du musst noch den Müll rausbringen!“ „du musst noch den Gruppenraum fegen!“. Ihr könnt euch denken, wie eure KollegInnen reagieren würden.

Wenn wir einem Kind etwas auferlegen, in dem wir das Wort „müssen“ verwenden, unterliegt es einer Pflicht, einem Gehorsam. Weil wir Menschen jedoch Wesen sind, die das Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Autonomie haben, kommt eher Wut und Ärger auf, um die eigene Autonomie wiederzuerlangen und sich nicht ausgeliefert zu fühlen.

Das, was wir sagen, wird zur inneren Stimme der Kinder. Wenn Kinder schon früh mit den Wörtern sollen und müssen konfrontieren, kann das dazu führen, dass sie eine sehr kritische innere Stimme von „müssen“ entwickeln, die immer wieder von innen Druck auf sie ausübt.

Wir können das Wort „Sollen“ und „Müssen“ durch die direkte Verwendung des Verbs vermeiden. Wir können aber auch dürfen oder können verwenden.

  • du darfst
  • du kannst
  • du hast die Chance.
  • du hast die Möglichkeit.
  • du kannst dich entscheiden

Anstatt „müssen“ zu verwenden, können wir auch klare eigene Erwartungen formulieren darüber, was wir brauchen und was unser Bedürfnis ist.

  • „ich bitte dich, deine Jacke an den Haken zu hängen!“
  • „ich will, dass du die Jacke an den Haken hängst, damit wir nachher genügend Platz hier in der Garderobe haben und nicht auf die Jacke treten“

Auch ich selbst darf freundlich mit mir sein und mir selbst kein „müssen“ oder „sollen“ auferlegen. Dadurch bin ich ein gutes Vorbild für die Kinder. Wie oft sagen wir: „ich muss noch…“ und „dann muss ich noch …“

Wenn… dann: „wenn du nicht aufräumst, gibt es kein Mittagessen“

„Wenn du jetzt nicht den Joe in Ruhe lässt, setze ich dich weg“

„wenn du nicht sofort herkommst, brauchst du nicht mehr anzukommen“

Die Wenn…dann-Drohung ist in unserer Erziehung noch immer vielerorts ein verbreitetes Erziehungsmittel. Sie funktioniert auch. Allerdings ist vielen nicht bewusst, welche emotionalen Auswirkungen diese kleine Satzzusammensetzung bei Kindern bewirken kann.

Durch die Wenn…dann Drohung nutzen wir das Mittel der Angst um Kinder zu dem Verhalten zu bringen, das wir von ihnen wollen. Es handelt sich also um eine Form der Manipulation. Nur wenn das Kind sich so verhält wie ich es will, erhält es das, was es braucht. Wir knüpfen unsere Unterstützung zur Bedürfniserfüllung des Kindes also an Bedingungen. Wir helfen nur, wenden uns nur zu, geben ihnen nur Nähe, erfüllen ihr Bedürfnis nach Nahrung nur, wenn sie meine Erwartungen erfüllen. Kinder lernen so, nur wenn ich so bin, wie es meine Erzieherin/ mein Erzieher von mir verlangt, gibt er/sie mir das, was ich eigentlich brauche. Es entsteht ein ungesundes Abhängigkeitsverhältnis und das Kind verliert das Gefühl für sich und seine eigenen Bedürfnisse.

Als Erwachsene haben wir jeder Zeit die Möglichkeit uns selbst unsere Bedürfnisse zu erfüllen z.B. nach Essen, Trinken, auf Toilette gehen und tun dies für gewöhnlich auch prompt. Wenn wir uns unsere Bedürfnisse nicht sofort erfüllen können, werden wir unruhig und ungehalten. Kinder hingegen sind von uns abhängig und brauchen unsere Unterstützung, um sich ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Wenn die eigene Not dann nicht gesehen wird und ihre Bedürfniserfüllung von bestimmten Voraussetzungen abhängt, können Kinder in echte Verzweiflungsmomente geraten, aus denen sie selbst nicht herauskommen können.

Wenn…dann- Sätze enthalten meist Negationen, die das kindliche Gehirn nur schwer verarbeiten kann. Das Kind erhält nur eine Botschaft darüber, wie es sich nicht verhalten soll aber keine darüber, wie es sich verhalten soll (siehe oben beim Wort „nicht“).

Wir verwenden oft „wenn…dann“-Sätze, wenn wir nicht mehr weiter wissen, wir in einer Ohnmacht gefangen sind, uns hilflos fühlen, keine Möglichkeit zur Hand haben, die Situation anders zu lösen. Eigentlich wollen wir so nicht mit den Kindern sprechen, wissen aber nicht, was wir anstatt dessen tun sollen. Gegenüber unserem Partner oder unseren Freunden würden wir vermutlich niemals eine solche „wenn… dann“ Drohung verwenden, gegenüber den Kindern scheint es jedoch noch Gang und Gäbe zu sein.

Was können wir nun tun? In diesem Fall gibt es keine einfachen alternativen Sätze, die wir verwenden können. Vielmehr handelt es sich um eine grundsätzliche Entscheidung, ob ich machtvoll und manipulativ handeln möchte oder nicht. Wenn ich mich dagegen entscheide, braucht es viel Reflexionsarbeit und Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie um eigene Triggerpunkte und innere Glaubenssätze verstehen und verändern zu können. Warum bringt mich genau diese eine Situation immer wieder so auf die Palme, dass ich mich so ohnmächtig fühle? Was hat das mit mir selbst zu tun? Habe ich in diesem Zusammenhang Kränkungen erlebt? Für jede Situation, in der wir wenn…dann Drohungen benutzen gibt es individuelle Lösungen. Ich versuche nun Lösungsansätze für das obige Zitat mit dem Aufräumen zu finden, die in der einzelnen Situation eventuell jedoch andere Lösungen braucht. Ein effektiver Weg ist jedoch immer wieder die Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen des Kindes im Blick zu haben und meine Bedürfnisse dabei auch nicht aus den Augen zu verlieren.

Anstatt zu sagen „wenn du nicht aufräumst, gibt es kein Mittagessen“ können wir sagen:

„Ich wünsche mir, dass wir alle zusammen aufräumen, damit wir morgen hier wieder gemeinsam spielen können. Wenn wir alle kräftig mithelfen, sind wir schneller fertig und wir können uns an den Mittagstisch setzen“

„du willst nicht mit aufräumen, stimmt’s? Du findest das lästig? Hast du schon so dolle Hunger, dass du nicht mehr mithelfen kannst?“ (Wir dürfen auf Spurensuche gehen, was das unerfüllte Bedürfnis des Kindes ist, warum es nicht mithelfen kann und will)

Wir dürfen uns vor Augen halten, dass Aufräumen ein Bedürfnis von uns Erwachsenen ist. Die wenigsten Kinder haben das Bedürfnis nach Ordnung im Sinne von Aufräumen. Viele Kinder überfordert es schlicht, wenn viele Dinge im Raum liegen, sie zu sortieren und ordnungsgemäß an ihren Platz zu bringen. Wir können die Kinder dann im wahrsten Sinne des Wortes an die Hand nehmen und sie detailliert anleiten „du bringst die Puppen in die Puppenecke und du sammelst alle blauben Dinge zusammen“. Wir können also spielerische Elemente einbauen.

Es ist grundsätzlich wichtig, dass wenn Kinder sich weigern mitzuhelfen, ihr „Nein“ respektiert werden sollte. Lies dazu auch gerne den Artikel „Nein sagen dürfen“. Wir können unser Bedürfnis zwar deutlich machen, die Kooperation des Kindes können wir allerdings nicht erzwingen und müssen wir auch nicht. Wenn die Sorge tatsächlich eintritt, dass dann kein Kind mehr mithilft, was relativ unwahrscheinlich ist, gibt es ein neues Problem, das einer neuen Lösung bedarf. Die Spielsachen liegen rum und das Spielen ist nicht mehr möglich. Das ist dann die natürliche Konsequenz. Eine Lösung kann gemeinsam in der Gruppe erarbeitet werden. Ich als Fachkraft bin dann nicht in der Verantwortung alles alleine aufzuräumen, wenn ich das nicht will. Anstatt dessen kann ich die Kinder dazu anregen, eine gemeinsame, kreative Lösung zu finden. Dabei lernen die Kinder enorm viel: Empathie, Gemeinschaftssinn, Kreativität, Problemlösungsstrategien zu entwerfen uvm. Wenn wir nur sagen: „wenn du nicht mithilfst, dann bekommst du kein Mittagessen“ hingegen hinterbleibt beim Kind die Botschaft: der Mächtigere gewinnt, ich muss mich unterwerfen, wir können andere manipulieren, mein Bedürfnis zählt nicht, ich werde mit meinem Bedürfnis und meiner Angst nicht gesehen usw.

Vorsichtig „bitte lauf vorsichtig“

„Vorsicht an der Straße“

„Vorsichtig essen, sonst fällt das Essen runter“

„vorsichtig beim klettern“

Aussagen wie diese sind inhaltlich schwer zu greifen und bleiben sehr unkonkret. Für Kinder ist nicht nachvollziehbar, was mit dem Wort „vorsichtig“ genau gemeint ist. „Lauft vorsichtig“ trifft keine genaue Aussage darüber, wie Kinder anstatt dessen laufen sollen. Anstatt „vorsichtig“ braucht es an der Stelle die Formulierung einer exakten Erwartung durch die Fachkraft. Anderenfalls fällt es den Kindern schwer, die Erwartung im Kopf der Fachkraft zu erfüllen.

Anstatt „bitte lauf vorsichtig“ könnte ich je nach Situation sagen:

„bleib auf dem Weg!“ oder „lauft um die spitzen Steine herum“

„Vorsicht sonst fällst du“ enthält bereits eine Annahme, die die Fachkraft getroffen hat, was passieren könnte. Durch die ausgedrückte Unsicherheit und Angst der Fachkraft überträgt sich die Unsicherheit auf das Kind weil es die Reaktionen der Fachkräfte als Orientierung nutzt. Mit dieser Aussage wird das Kind also unnötig stark verunsichert und eine Verletzung wird dadurch viel wahrscheinlicher, denn das kindliche Gehirn nimmt diese Aussage unter Umständen als Aufforderung wahr.

Anstatt „Vorsicht sonst fällst du“ könnten wir sagen:

„Halte dich gut am Seil fest“

Iiiiii: „Iiiiiii, du stinkst“

Wenn Krippenkinder in die Windel machen, ist das Windeln wechseln nicht immer angenehm und kann unter Umständen zu einer echte Herausforderung werden. Manchmal überkommt uns dann ein Ekelgefühl und es rutscht uns so raus: „iiiiii, du stinkst!“

Wenn wir diesen Ausruf immer wieder vor dem Kind verwenden, kann es diesen als Abwertung seiner eigenen Person verstehen – insbesondere wenn wir sagen: „du stinkst“. Allerdings auch schon ein einfaches ausgerufenes „Iiiii“ hat eine abwertende Wirkung auf Kinder. Also sollten wir uns dabei beobachten, ob wir diese Ausdrücke vor den Kindern verwenden und sie unterlassen.


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Gewalt von Fachkräften gewaltfrei verhindern

Gastbeitrag von Barbara Leitner

Im Herbst 2019 erschienen gleich zwei Bücher, die auf Übergriffe und Grenzverletzungen durch pädagogische Fachkräfte gegenüber Kindern in der Kita aufmerksam machten. Sie brachen gewissermaßen ein Tabu und eröffneten in der Fachwelt die Auseinandersetzung zu dem Thema und machen eine bisher nicht ausreichende beantworte Frage dringlicher: Wie kann Gewalt gegen Kinder gewaltfrei verhindert und der Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt unterbrochen werden? Was heißt tatsächlich Gewaltfreiheit in der Kita?


Über „Gewaltfreiheit“ wird in Kitas seit einigen Jahren gesprochen. Zum einen wurde mit der Änderung im Bürgerlichen Gesetzbuch aus dem Jahre 2000 das Recht von Kindern, gewaltfrei erzogen zu werden, unterstrichen. Dieses Recht gilt natürlich uneingeschränkt in der Kita. Diese Gesetzesänderung, das daraufhin verabschiedete Kinderschutzgesetz und die Veränderungen im SGBVIII sensibilisieren pädagogische Fachkräfte und andere Beteiligte deutlich für die Formen von Gewalt und Übergriffen gegenüber Kindern. In den Auseinandersetzungen wird deutlich, wie viel zu tun bleibt, um für ein gleichwürdiges Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen auch in der Kita zu sorgen.


Zum anderen ist auch das Modell der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) von Marshall Rosenberg seit einigen Jahren in vielen Kitas bekannt. Pädagogische Fachkräfte lernen das auf der humanistischen Psychologie beruhende Vier-Schritte-Modell, um sich gegenüber Kindern, Eltern und den Kolleginnen auszudrücken und ihnen zuzuhören: Was ist Dir wichtig? Was mir? Wo können wir verbindende Linien finden? Damit ist jedoch das Potenzial der GFK und das der Gewaltfreiheit für die Kita noch lange nicht erschöpft. Es lohnt sich, sich den Quellen der GFK zuzuwenden. Seitdem ich mich damit befasse, umschreibe ich das Herangehen von Marshall Rosenberg nicht mehr eher verschämt als wertschätzende, verbindende oder empathische Kommunikation, um die Negation „Gewaltfrei“ im Begriff zu vermeiden. Vielmehr betone ich nunmehr: „Ja, ich wünsche mir eine gewaltfreie Kita!“ In dieser Betonung liegt meines Erachtens eine Kraft, die der frühpädagogischen Landschaft gut tut.

Was heißt Gewaltfreiheit?

Das Wort „Gewalt“ leitet sich vom Althoch-deutschen „waltan“ „stark sein, beherrschen“ ab. Gewalt auszuüben heißt, jemanden den eigenen Willen zu unterwerfen und diesen Menschen in seinem Potenzial einzuschränken. Gewaltfreiheit heißt für mich dann auch, allen Beteiligten zu ermöglichen, ihr tatsächliches Potenzial zu leben. Marshall Rosenberg nannte seinen Ansatz in Reverenz zu Mahatma Gandhi „Gewaltfreie Kommunikation“. Der indische Freiheitskämpfer bekam den Namen „Mahatma“ („Große Seele“), weil er mit gewaltlosen Aktionen für die Anliegen der unterdrückten indischen Bevölkerung stritt. Er wollte mit „Satyagraha“ überzeugen, mit „Gütekraft“. Dieses Wort wurde später mit Gewaltfreiheit übersetzt. Gandhi war davon überzeugt, dass eine Person sich selbst schädigt, wenn sie passiv bleibt und nichts gegen Unrecht tut. Zum einen, weil sie Unrecht an sich selbst zulasse. Zum anderen, weil sie sich mit Selbstvorwürfen plage. Er definiert „Gewaltfreiheit“ als „Festhalten an der Wahrheit, Kraft der Wahrheit“ oder „Liebes- oder Seelenkraft“. Sie verlange, dem Gegner keine Gewalt anzutun. „Er muss vielmehr durch Geduld und Mitgefühl von seinem Irrtum abgebracht werden.“ Dafür war Gandhi bereit, einiges auf sich zu nehmen: „dass man die Wahrheit verteidigt, indem man nicht dem Gegner, sondern sich selbst Leiden zufügt“ (Gandhi 1991, 6). „Leid“ auf sich nehmen, weil man seinen ganzen Mut zusammennimmt, Ängste und Unsicherheiten überwindet, vielleicht auch Einsamkeit oder Anfechtungen aushält, um sich zu zeigen und für eine Sache zu streiten. Ähnlich beschrieb der afro-amerikanische christliche Prediger Martin Luther King sein friedvolles Handeln. Er nahm die Rassentrennung in den USA nicht widerstandslos hin, sondern führte während der Rassenauseinandersetzung in den USA der 1960er Jahre den Widerstand ohne Gewalt an. Dabei setzte er auf „Agape“, uneigennützige Liebe. Sie sucht das Beste in den anderen, löst sich vom Freund-Feind-Denken und entwickelt Mitgefühl selbst für die Peiniger: „Bringt so viel Liebe auf, dass ihr Böses hinunterschlucken könnt, und so viel Verständnis, dass aus Feinden Freunde werden⌊ ⌋… Wir sind in einem unentrinnbaren Netz wechselseitiger Abhängigkeit verfangen und in ein einziges Gewand gemeinsamen Schicksals verwoben. Was den einen unmittelbar betrifft, betrifft alle anderen mittelbar“ (zitiert nach Härtel 2009, 47 sowie 65 – aus King Freiheit, 132). King war wie Gandhi davon überzeugt, „dass Gewaltlosigkeit nicht unfruchtbare Passivität ist, sondern eine mächtige moralische Kraft, die gesellschaftliche Wandlungen herbeiführt“ (zitiert nach ebenda, 106). Gewaltfreiheit ist nicht einfach die Abwesenheit von Gewalt. Gewaltfreiheit bedeutet für mich, diese moralische Stärke zu nutzen und eine große, vor allem innere Kraft aufzubringen, um auf das Gegenüber einzuwirken. Gelingt es, in dem anderen Menschen seinen positiven Wesenskern zu berühren und ihn in seiner Würde anzusprechen, damit auch er im Interesse der Verbundenheit und des Wohlergehens der Gemeinschaft umdenkt und anders handelt?

Gelingt es, die gewaltvoll handelnde Fachkraft als Subjekt zu sehen?

Was bedeutet diese Definition für die Auseinandersetzung mit der Gewalt durch pädagogische Fachkräfte in der Kita?

Aus Sicht der GFK ist als erstes eine authentische Selbstmitteilung gegenüber der/dem gewaltvoll handelnden Kollegin notwendig. Es gilt, auszusprechen, was wir wahrnehmen und dieses Verhalten nicht mehr schweigend hinzunehmen. Diese Rückmeldung wird wirkungsvoller sein und eher gehört werden können, wenn sie ehrlich, aus einem friedlichen Herzen, ohne Anspannung und Ärger ausgesprochen wird, vielleicht in den vier Schritten.

Beispielsweise:
„Ich sehe oder höre, wie Du Max aufforderst, Spinat zu essen, obwohl er gesagt hat, dass er den nicht mag (Beobachtung)
Ich bin ziemlich durcheinander (Gefühl), weil mir Respekt vor dem Willen des Kindes und seine Selbstbestimmung (Bedürfnis) wichtig sind.“

Dazu gehört außerdem, eine Bitte zu äußern. Das kann eine Handlungsbitte sein:
„Kannst Du einfach mal durchatmen…/Ist es Dir lieber, wenn ich hier übernehme?
Oder eine Beziehungsbitte: „Ich würde gern wissen, wie es Dir gerade geht.“

Vielleicht muss ich auch ehrlich zugeben, dass ich gerade so empört bin, dass ich meine Urteile kaum in Zaum halten kann, es auch nicht schaffe, mit ruhiger Stimme zu sprechen, weil dieses Handeln so meinen Werten widerspricht.
In diesem Sinne wird die Mitteilung auf jeden Fall deutlicher ausfallen, wenn ein Übergriff beobachtet wurde, wenn Kinder von Fachkräften geschupst, gezogen, gestoßen, gehänselt wurden o.ä.. Dann braucht es das klare Stopp und Nein, schützende Macht im Interesse des Lebens, mit eindeutiger Stimme gesprochen:

„So geht es nicht. Mir ist körperliche und seelische Unversehrtheit wichtig. Lass das Kind los/ tritt einen Schritt zurück/sei still…“ 

Es ist eine riesige Herausforderung, nicht in der Entrüstung stecken zu bleiben, sie vielmehr zu verwandeln, in das, was mir wichtig ist und eine Bitte zu formulieren, die nicht besserwisserisch ist und nun die Würde jener Fachkraft verletzt.
Dabei ist das nur der Anfang. So wichtig und notwendig es ist, übergriffiges und grenzverletzendes Verhalten zu stoppen, ist es aus der Warte der GFK nämlich nicht das Ziel, dass sich eine Person mit seiner Position durchsetzt. Vielmehr geht es darum, nach dem Stopp in solch eine Verbindung miteinander zu kommen, dass die Bedürfnisse beider Seiten gesehen und berücksichtigt werden können und Frieden möglich ist.

Das könnte auch durch empathisches Zuhören geschehen: „Du hättest so gern, dass Max den Spinat isst. Das wäre so viel leichter für Dich, stimmt das?“


In doppelter Hinsicht ist deshalb jene Person, die eingreift und sich für Gewaltfreiheit einsetzt, herausgefordert, „Leid“ auf sich zu nehmen und Stärke zu beweisen.
Zum einen geht es darum, sich ehrlich durch eine Mitteilung oder das Zuhören zu zeigen – und eben nicht zuzulassen, dass Gewalt tabuisiert und hingenommen wird, sondern aktiv für Kinder einzutreten. Bereits hier gibt es viel Unsicherheit und Angst, wenig Übung, nicht nur in der Kita. (lies dazu gerne auch den Artikel „Gewalt durch pädagogische Fachkräfte – (M)ein Dilemma zwischen Hinsehen und wegsehen“). Zum anderen sind wir darüber hinaus herausgefordert, „Geduld und Mitgefühl“, wie es bei Gandhi heißt, für jene Fachkraft aufzubringen, die gewaltvoll handelte. Ihr gewaltfrei gegenüber zu treten verlangt, „negative Einstellungen, die uns beherrschen, in positive Einstellungen umzuwandeln“, wie Arun Gandhi, der Enkel von Mahatma Gandhi schreibt (Rosenberg 2004, 10).


Wir würden Gewalt mit Gegengewalt beantworten, wenn wir jene Fachkräfte, die Kinder zum Essen zwingen, hänseln, schupsen, beleidigen oder in anderer Form ihre Macht missbrauchen, ebenso gewaltvoll als Objekt behandeln und entmenschlichen, indem wir sie nur zurückweisen und ihnen Einhalt gebieten. Deshalb braucht es das Empowerment der Gewaltfreiheit für die Kollegin, Leiterin, Fachberaterin, Trainerin und alle anderen Beteiligten, um auch die Gefühle und Bedürfnisse der gewaltvoll handelnden Fachkraft sehen zu können. Gewaltfreiheit heißt hier, sie mit Mitgefühl zur Umkehr zu bewegen. Das geht nicht auf die Schnelle. Auf dem Weg dahin sind häufig Urteile und Bewertungen zu überwinden.

Grenzsetzung in Würde

Was denken wir für gewöhnlich über eine Fachkraft, die gewaltvoll handelt? Betrachten wir sie als rücksichtslos, unwürdig, grob, verletzend, unfähig, starr, lernunwillig, schwach…. Oder welche anderen Zuschreibungen gibt es? Bemerken wir, dass wir damit die andere Person zu einem Objekt machen und nicht mit Würde behandeln? Hinter unseren Zuschreibungen verbergen sich Urteile, die auf eigene, unerfüllte Bedürfnisse verweisen und zu einer inneren Anspannung führen.
Wie wäre es, rücksichtsvoll, würdig, feinfühlig und aufmerksam, fähig, beweglich, lernbereit und stark zu sein und genau mit diesen Qualitäten der Fachkraft zu begegnen? Gelingt es, wie Marshall Rosenberg sein eigenes Modell beschrieb, „unser einfühlendes Wesen“ zu entfalten, „wenn die Gewalt in unserem Herzen nachlässt“ (Rosenberg 2004, 22).

Sind wir bereit, einer Fachkraft tief zuzuhören, die will, dass ein Kind den ungeliebten Spinat ist? Was ist ihr wichtig? Können wir für sie offen sein und ihr ermöglichen, über sich zu sprechen. Dabei geht es nicht um eine Rechtfertigung. Vielmehr könnten wir ihren unbewussten Handlungsgrund berühren, verstehen und auflösen. Vielleicht musste sie selbst als Kind Spinat essen, ob sie wollte oder nicht. Oder ist sie unsicher, was sie den (für das Essen in der Kita zahlenden) Eltern sagen soll, wenn die Mahlzeit unberührt bleibt. Oder sie ist überzeugt, dass dieses Kind auch etwas Gesundes essen soll. Sicher hat sie für sich einen „guten Grund“.

An dieser Stelle höre ich Kita-Leiterinnen argumentieren:

Darüber haben wir nun wirklich lang und breit gesprochen. Die Debatte ist für mich beendet. Hier gelten die Kinderrechte. Wir halten uns an die Konzeption.

So wahr das ist, ist diese Realität womöglich bei der/dem betreffenden Kollegin noch nicht voll und ganz angekommen. Möglicherweise haben sie das Wissen, jedoch nicht die innere Überzeugung und Bereitschaft, vielleicht auch nicht die Fähigkeit, genau in der konkreten, auch ange- spannten Situation danach zu handeln. Diese Tatsache zu ignorieren ist genauso Gewalt. Die Kita-Leiterinnen bringen hier ihre Macht zur Geltung und setzen nicht auf Verbindung und Empathie. Sie wollen eine Regel und gesetzliche Verpflichtung durchsetzen, ohne auf die Fachkraft zu blicken.

Akzeptanz für das was ist

Hier kommt eine weitere Quelle für Marshall Rosenberg bei der Entwicklung der GFK ins Spiel: Carl Rogers, der die klientenzentrierte Gesprächstherapie entwickelte. Rogers machte darauf aufmerksam, dass es notwendig ist, etwas zu akzeptieren, ehe es sich ändern kann.

Ist es möglich, erst einmal in einer Situation anzukommen und die Wahrnehmung zu schärfen – dafür wie es dem Kind und der pädagogischen Fachkraft geht? Statt schon wieder zu handeln, zunächst aufmerksam zu werden: Kann die Fachkraft sehen, wie das Kind auf dem Stuhl sitzt, vielleicht wie eingefroren, vielleicht wütend? Kann sie spüren, was das eigene Handeln ausgelöst hat und das auf sich wirken lassen? Was passiert dann? Möglicherweise wird ihr dann bewusst, dass sie eine Grenze über-schritten hat. Oder fällt es ihr schwer, die Kinder feinfühlig in ihrer Befindlichkeit sehen, weil sie müde und erschöpft von der Arbeit am Vormittag ist? Würde es ihr helfen, darüber zu reden, was sie anstrengt, nicht schafft, welches Kind sie auf die Palme bringt und wo sie mit sich selbst unzufrieden ist? Vielleicht ist es möglich, gemeinsam Tempo aus dem Alltag zu nehmen und dem Wunsch, funktionieren zu wollen und stattdessen zusammen achtsam auf die kleinen Momente im Miteinander zu blicken.
Wie viel Zeit bleibt in einer Kita für die Auseinandersetzung mit Fragen, Zweifeln, Ängsten, Widerständen? Gibt es genügend Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die Energie, die Fachkräfte aufbringen, um in einem zwar vorstrukturierten, gleichwohl ständig neuen Alltag mit den Kindern spontan und kompetent zu handeln?

Wie unterstützen sich Kolleginnen im Team miteinander zu lernen und an manchen Stellen quasi auch „nachzureifen“, um den Anspruch der Kinderrechtskonvention nach einer Begegnung in gleicher Würde gerecht zu werden? Gerade im Interesse einer gewaltfreien, würdevollen Beziehung zwischen Kindern und pädagogischen Fachkräften müssen dazu meiner Meinung nach diese innersubjektiven Fragen nach Haltungen und Handlungen immer wieder neu und konkret beachtet und besprochen werden. Denn durch den Alltag mit den Kindern werden immer wieder neue, tiefere Schichten der Persönlichkeit auch einer Fachkraft berührt und angesprochen und wollen oft auch geheilt werden. In Kitas, in denen es dafür eine entsprechende Teamkultur gibt, werden Fachkräfte freundlich und klar miteinander sprechen und sich unterstützen, präsent, offen und empathisch gegenüber den Kindern zu sein. Häufig jedoch wird die „richtige“ Haltung nur vorausgesetzt und gefordert, als könne man in sie einfach hineinschlüpfen wie in ein Kleid von der Stange. Wie oft fehlt der Raum zum Lernen und zum Austausch, um die für den Menschen und die Situation passende Haltung immer wieder zu finden und zu überprüfen? Hier geht es um Maßschneiderei in der Beziehungsarbeit.

Gemeinsames Eintreten für bessere Bedingungen in der Kita

Seitdem 2001 die Ergebnisse der ersten PISA-Studie veröffentlich wurden, prasselt eine Forderung nach der anderen auf die Kitas ein. Längst ist das „Umsetzungsdilemma“ benannt, das dadurch entstanden ist: Die Verbesserung der Rahmenbedingungen hält nicht mit den Anforderungen Schritt. Daran ändert auch das Gute-Kita-Gesetz, vor allem in den neuen Bundesländern kaum etwas. Jetzt komme ich mit dem Wunsch nach Gewaltfreiheit dazu. Der betrifft für mich eine Grundfeste der Pädagogik: dass eine freundliche, wohlwollende Atmosphäre in der Kita herrscht, damit Kinder gern, frei und froh all das lernen können, was das Leben ausmacht. Dafür ist es notwendig, nach den Fachkräften zu schauen, die dies umsetzen. Wie geht es ihnen? Welchen Bedingungen finden sie für ihre Arbeit in ihrer Kita, bei ihrem Träger, ihrem Land vor? Wie viel Wertschätzung lebt ein Team miteinander? Wie frei und offen sind die Fachkräfte für ihre Arbeit? Ich kenne Kitas, in denen ich gern noch einmal Kind sein würde, weil es spannende Räume, viel Freiraum und dazu eine neugierige, freundliche Begleitung durch die Fachkräfte gibt. Und ich kenne Teams, in denen eine Fachkraft fünf, sechs, sieben von den jüngsten, mit der Kita vollkommen unvertraute Kinder in den Alltag eingewöhnen und sie gleichzeitig beim Essen, Spielen, Schlafen, Anziehen begleiten soll, Einrichtungen, in denen die Fachkräfte nicht wissen, wie sie den Tag überstehen sollen, weil viele Kolleginnen ausgebrannt und krank sind und kein Ersatz da ist.
Gewiss ist hier ein Punkt, die Organisation der Arbeit in der Kita zu überprüfen und sich für neue Formen der Zusammenarbeit zu öffnen. Sich allerdings auch zu öffnen für die Überforderung und Gewalt, die Fachkräften sich unter diesen Umständen antun oder ihnen angetan wird.

Laut einer Umfrage fühlen sich 40 Prozent der Fachkräfte durch die Anzahl der Arbeitsaufgaben überfordert und meinen 33 Prozent der Befragten, keine Pause machen zu können (Kunz 2014). In einem Interview mit Kindern fragte ich einmal, ob sie sich vorstellen könnten, Erzieher*in zu werden. „Nein“, war die Antwort der meisten Sechs bis Achtjährigen. Eine sagte: „Das ist so anstrengend, auf viele Kinder aufzupassen, dass die keinen Quatsch machen.“ Die Kinder erkannten, dass die Fachkräfte an die Grenze kommen und deshalb über ihre Grenzen gehen. Welch fatale Botschaft für die Jüngsten: Mit ihnen zusammen zu sein ist eine Last! Für Gewaltfreiheit in der Kita einzutreten heißt für mich deshalb vor allem, sich gegenseitig zu stärken und sich um die Situationen zu kümmern, in denen Fachkräfte unter Druck geraten und nicht offen für die Kinder sein können. Diese sollten deutlich und gleichzeitig empathisch angesprochen werden und dabei kann die GFK helfen. Für mich geht es aber noch weiter. Wir sollten auch über gute gewaltfreie Aktionen nachdenken, um die Öffentlichkeit und die vor allem die Politik davon überzeugen, dass pädagogische Fachkräfte unbedingt bessere Arbeitsbedingungen brauchen und dass mehr, besser ausgebildetes und bezahltes Personal für die Kinder im Alltag präsent sein muss.


Barbara Leitner ist Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation (CNVC) und arbeitet als Prozessbegleiterin und Coach in Berlin und Umgebung. Sie unterstützt vor allem Kita- und Schulen mit den Mittel der GFK bei der Team- und Qualitätsentwicklung und unterstützt Menschen, die mit Kindern arbeiten und leben, ihre Beziehungen mit den Heranwachsenden würdevoll zu gestalten. Sie koordiniert die Kita-Fachtexte und von ihr erscheint gerade im Junfermann-Verlag das Buch „Gewaltfreie Kommunikation in der Kita“

Kontakt: www.gfk-in-kita-und-schule.de und barbaraleitner.de


Quellen:
Gandhi, M. K. (1991): Satyagraha. Navajivan Press, Ahmedaba 14
Härtel, K. D. (2009): Martin Luther King ‚Ich habe einen Traum‘. Brunnen: Gießen. 3. überarbeitete Auflage
Kunz, T. (2014): Psychische Belastungen und Beanspruchungen in
Kindertageseinrichtungen – und was man dagegen tun kann. Verfügbar unter:http://www.universum.de/uploads/607/Psychische_Belastungen_und_Beanspruchungen_in_Kindertageseinrichtungen.pdf, Zugriff am 2.10.2018.
Rosenberg, M.B. (2004): Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. Paderborn: Junfermann, 5. Überarbeitete und erweiterte Auflage.

Die Rückkehr der Kinder in die Kinderbetreuung bedürfnisorientiert gestalten – einige Fragen

Zu diesem Beitrag gibt es auch einen passenden Podcast

Nehmen wir mal an, in den nächsten Wochen öffnen die Krippen, Kindergärten und Tagespflegestätten wieder. Alle Kinder dürfen wieder in die Kinderbetreuung und alle Eltern dürfen ihre Kinder wieder in die Kinderbetreuung bringen.

Für mich stehen dabei einige FRAGEN im Raum, die ich euch als Fachkräfte, als Eltern aber insbesondere den Kindern gerne stellen würde.

Nehmt die Fragen gerne als REFLEXIONSGRUNDLAGE, um die Bedürfnisse und Perspektiven aller Beteiligten beim Wiedereinstieg berücksichtigen zu können.

Fragen an die Kinder

  • Möchtest du wieder in die Kinderbetreuung oder tut dir das Zuhausesein gut?
  • Vermissst du die Kita und freust dich wieder dort hin gehen zu können oder wird dir die Rückkehr schwer fallen?
  • Wäre ein schneller Wiedereinstieg für dich in Ordnung oder würde er dir etwas ausmachen?
  • Brauchst du eine gemächliche, allmähliche Wiedereingewöhnung?
  • Würde es dir helfen, erstmal ein paar Stunden in die Einrichtung zu kommen und die Zeit dort nach und nach auszuweiten?
  • Sollen Mama oder Papa zu Beginn einige Tage wieder mit in der Einrichtung bleiben? Würde dir das helfen?
  • Brauchst du für den Wiedereinstieg eine/n bestimmte BezugserzieherIn und ist diese/r zum Zeitpunkt der Rückkehr in der Einrichtung?
  • Würde es dir die Rückkehr erleichtern, wenn ein bestimmter Freund in der Einrichtung ist, wenn du wiederkommst?
  • Würde dir der Wiedereinstieg erleichtert, wenn du ein Übergangsobjekt (z.B. Kuscheltier, Schnuffeltuch) mitnehmen darfst
  • Was würde dir helfen, um den Wiedereinstieg leicht nehmen zu können?

Fragen an euch pädagogische Fachkräfte

  • Was kannst du tun, um den einzelnen Kindern den Wiedereinstieg zu erleichtern?
  • Was kannst du in der Raumgestaltung für Anreize schaffen, um die Ankunft der Kinder in die Kindertagesbetreuung spannend zu gestalten und damit zu erleichtern?
  • Was kannst du vorbereiten, um den Kindern möglichst viel Wiedererkennungswert in der Einrichtung zu bieten? bekannte Lieder, Reime, Abläufe usw.?
  • Kannst du flexible Wiedereingewöhnungen anbieten? Kannst du den Kindern je nach Alter, Charakter und Temperament eine individuelle Wiedereingewöhnungszeit einräumen, in der du als BezugserzieherIn ausschließlich für das Kind präsent bist?
  • Könnt ihr ermöglichen, dass die entsprechenden BezugserzieherInnen für die Kinder da sind, um ein Ankommen zu erleichtern?
  • Kannst du mit den Eltern ein Gespräch vereinbaren, in dem die Quarantäne-Zeit reflektiert und die Rückkehr des Kindes in die Einrichtung gemeinsam geplant wird?

Fragen an euch Eltern

  • möchtest du dein Kind wieder in die Kinderbetreuung bringen oder hast du das Zuhausesein genossen und möchtest etwas an der Betreuungssituation ändern?
  • möchtest du dein Kind wieder in die Einrichtung bringen oder musst du dein Kind wieder in die Einrichtung bringen?
  • Gibt es die Möglichkeit, den Wiedereinstieg in die Kinderbetreuung für dein Kind bedürfnisorientiert, flexibel, gemächlich und kindzentriert zu gestalten?
  • Kannst du dir dafür genügend Zeit einplanen? z.B. Urlaub nehmen?
  • Wie kannst du den Wiedereinstieg für dein Kind vorbereiten? Z.B. den Wiedereinstieg besprechen, von Freunden und den BezugserzieherInnen sprechen, ein Bild/ Brief für den/die ErzieherIn malen, etwas Gebasteltes aus der Quarantäne-Zeit mitbringen?

 

Was denkt ihr, welche Fragen sollten noch berücksichtigt werden, wenn die Kinder nach einer solch langen Zeit wieder in die Einrichtungen zurückkehren?

 

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Warum werde ich ErzieherIn und was der Berufswunsch mit mir selbst zu tun hat.

Warum will ich ErzieherIn werden? Warum bist du ErzieherIn geworden? Was meinst du? Hast du dir dazu schonmal Gedanken gemacht?

Viele würden vielleicht antworten „na klar weiß ich das, schließlich war das eine Frage, die ich in meinem Motivationsschreiben und in meinem Aufnahmegespräch zur Erzieherin/ zum Erzieher beantworten musste“:

“ich will etwas mit Kindern machen”, “ich möchte etwas mit Menschen machen”, „man kann Kindern etwas beibringen“, “Kinderaugen strahlen einen immer so freundlich an” “Kinder sind immer so ehrlich” “Kinder geben mir so viel” “Kinder bereiten einem einfach Freude”

Das sind zumindest häufige Antworten von angehenden ErzieherInnen. Das zeigt auch eine Befragung von Auszubildenden, warum sie den Erzieherberug gewählt haben (Knauf, 2009).

Was treibt uns wirklich an?

Aber ich frage mich immer was ist es, das uns WIRKLICH ANTREIBT? Warum wählen so viele den Erzieherberuf? Wo hat der Wunsch angefangen, ErzieherIn werden zu wollen und warum? Was ist wirklich unser innerster, unbewusster Antrieb? Was steckt hinter den oberflächlich benannten Motiven?

WAS IST ES?

Um diese Frage klären zu können, müssen wir einen Schritt in unser Seelenleben wagen. Wir dürfen uns in unsere eigene Biografie hineindenken, unseren Gefühlen und unseren eigene Bedürfnissen Raum geben. Unser Unbewusstes weiß eine Antwort aber wissen wir es wirklich auch? Sarah hat im Podcast zu diesem Thema gesagt: „ich wusste da nicht gleich eine Antwort“. Wenn wir uns öffnen und in uns hineinschauen, finden wir vielleicht eine Antwort. Was treibt dich an?

… Vielleicht gibt es dir ein gutes Gefühl, wenn du dich um andere kümmern kannst? Wenn andere dich brauchen? Wenn du dich um andere kümmerst, kümmerst du dich gleichzeitig immer ein wenig auch um dich? Du magst es gebraucht zu werden. „Wenn sie [Kinder] glücklich sind, fühle ich mich wohl“. Dir gibt es ein gutes Gefühl dich für andere aufzuopfern, andere glücklich zu sehen.

… Ganz tief in dir drin sehnst du dich vielleicht nach (körperlicher) Nähe, nach Zuwendung und nach Jemandem, der dir zuhört. Kinder können dir diese Nähe geben, denn sie brauchen deine Nähe und sind auf deine Nähe angewiesen. Du kannst mit den Kindern kuscheln und sie herzen. Es fühlt sich für dich wohlig warm an, wenn Kinder eine innige Nähe zu dir aufbauen, die dir sonst oft fehlte?!

… Hast du vielleicht manchmal das Gefühl, du kannst der Welt nicht trauen?! Erwachsene lügen dich an, du musst immer auf der Hut sein? Sehnst du dich manchmal nach einem vertrauensvollen Umfeld, nach Jemandem, der ehrlich und authentisch zu dir ist?! „Kinder sind immer ehrlich“, sie zeigen dir ein authentische Reaktion. Das magst du sehr und fühlst dich deshalb immer wieder von Kindern angezogen? Endlich musst du nicht mehr mutmaßen, was dein Gegenüber wirklich fühlt?!

… Fühlst du dich wohl, wenn du anderen etwas beibringen kannst, wenn du dich schlau, wissend und kompetent fühlen kannst? Kinder sind aufmerksame Zuhörer, interessiert und geben dir das Gefühl, viel zu wissen und viel zu können. Kinder können dir das Gefühl geben, gut, richtig und kompetent zu sein. Das Gefühl gut genug, wissend genug, kompetent genug zu sein kam dir sonst eventuell öfter mal abhanden?!

… Wenn du ganz ehrlich mit dir selbst bist, magst du es manchmal mächtig zu sein? Wir Erwachsene sind körperlich und intellektuell betrachtet den Kindern in jedem Fall überlegen. Wir können über Kinder bestimmen, sagen was zu tun und zu lassen ist. Dieses machtvolle Handeln gibt dir eventuell Sicherheit? Du hast das Gefühl die Kontrolle bewahren und Herr der Lage sein zu können. Vielleicht ganz anders als du es als Kind erlebt hast?!

… Kann es sein, dass es sich für dich ziemlich gut anfühlt, von den Kindern Respekt verlangen zu können?! Du selbst respektierst und akzeptierst dich nicht immer und auch als Kind wurde nur selten deine Meinung respektiert. Du hattest zu gehorchen. Als ErzieherIn kannst du dir von den Kindern vielleicht das Gefühl zurückholen, Respekt verdient zu haben.

… Bist du manchmal traurig und es schleichen sich immer wieder negative Gedanken in deinen Kopf? Grübelst du viel und gelangst immer wieder in eine depressive Stimmung? Das Zusammensein mit Kindern ist für dich ein Segen. Denn Kinder schaffen es immer wieder dich aufzuheitern oder?! Du willst wahrscheinlich so gerne ErzieherIn werden oder bist es geworden weil “Kinder so fröhlich sind“?

… Abeitest du als ErzieherIn und bist auf der Suche nach dir selbst? Hast du den Erzieherberuf gewählt weil du mit den Kindern „an Reife gewinnen“ (Knauf, 2009) und dich persönlich entwickeln kannst? Bist du als ErzieherIn tagtäglich mit den Kindern zusammen und merkst, eigentlich bist du auf der Suche nach deinem eigenen inneren Kind? Du möchtest dich mit deinem inneren Kind versöhnen? Dich mit deinem Schattenkind konfrontieren und dein Sonnenkind suchen? (Stahl, 2015)

Selbsterkenntnis als Chance nutzen

Hast du dich in einer der oben beschriebenen tiefer liegenden Motivationen erkannt? Lösen die Beschreibungen gar Widerstand in dir aus? Das kann durchaus sein und zeigt, dass eine Korrespondenz vorhanden sein kann, dass dich etwas in deinem Unbewussten berührt, das mit dir selbst zu tun hat.

Mir ist es wichtig zu sagen, dass es grundsätzlich keine Schande ist, eine oder mehrere der beschriebenen Motivationen in sich zu tragen. Ich finde es nicht abartig, mächtig sein zu wollen, sich durch Kinder aufheitern zu lassen, sich durch Kinder einen Sinn zu geben, sich eigene Bedürfnisse mithilfe der Kinder zu erfüllen. Irgendwie tun wir das alle, um uns unseren Selbstwert zu erhalten oder zu erhöhen. Wir als Menschen sind alle in gewisser Weise bedürftig, brauchen Bestätigung, Wertschätzung und Anerkennung.

In einer Befragung von Auszubildenden zu der Frage, warum sie ErzieherIn werden wollen, zeigt sich ebenso, dass ihre Haupt Motivation darin liegt, etwas von den Kindern zurückzubekommen (Knauf, 2009). Dieses Ergebnis zeigt, wie wichtig es uns als ErzieherInnen ist, emotional etwas von den Kindern zu erhalten, durch sie genährt zu werden. Es zeigt sich, wie bedürftig wir an vielen Stellen sind.

Anke Ballmann drückt diese Bedürftigkeit von Erwachsenen in ihrem Buch „Seelenprügel“ noch deutlich drastischer aus und sagt: “soziale Einrichtungen sind kein Auffangbecken für erwachsene Kinder!” (Seelenprügel 2019).

Reflexion der tiefer liegenden Motivation

Etwas von den Kindern zurückzubekommen, sich mächtig fühlen zu können oder sich durch die Kinder eine heitere Umgebung zu schaffen „darf eine schöne Begleiterscheinung sein“ so Sarah Bohnes im Podcastinterview. Allerdings darf es nicht aus einem Mangel heraus entstehen oder aus einem grundlegenden unerfüllten Bedürfnis der Fachkraft“.

Deshalb ist es so wichtig, tief zu schauen. Denn wir sind uns oft nicht bewusst darüber, welche unbefriedigten Bedürfnisse eigentlich in uns schlummern. Wir haben bereits Bewältigungsstrategien entwickelt, mit unseren unerfüllten Bedürfnissen umzugehen. Das bedeutet, wir sind uns oft nicht bewusst darüber, wie wir uns eigentlich unbefriedigte Bedürfnisse erfüllen. Ein Weg kann es sein, die Unbefangenheit, Freude und Resonanz der Kinder für sich zu nutzen.

Gehen wir also diesen Schritt und fragen uns wirklich, was treibt mich an, den Erzieherberuf zu ergreifen? Denn wenn ich meine Motivation nicht reflektiere, wenn wir unseren tatsächlichen inneren Antrieb nicht wahrnehmen können, kann es passieren, dass die Kinder zu Marionetten werden, die unsere unerfüllten Bedürfnisse befriedigen. Das darf nicht sein. Wenn wir uns unseren eigentlichen Motiven nicht bewusst sind, kann es passieren, dass wir uns mit den Kindern verstricken, unsere Machtausübung nicht kontrollieren lernen und die Grenzen der Kinder nicht wahrnehmen können.

Meine Feinfühligkeit kann dadurch geschmälert werden. Ich vermag es nicht mehr, passend auf die Signale der Kinder zu reagieren. Dadurch können Kinder eine unsichere Bindungsqualität zu uns als pädagogischen Fachkräften entwickeln und eine unsichere oder sogar desorganisierte (traumatische) Bindung kann weitreichende Einflüsse auf das Selbstbild sowie den Stresshaushalt eines Kindes nehmen.

Deshalb sollten wir uns als pädagogische Fachkräfte immer wieder fragen:

  • wie bedürftig bin ich momentan selbst?
  • Was erwarte ich von den Kindern?
  • Was sollen sie mir geben?
  • Was und wieviel kann ich ihnen momentan geben?
  • Wie stabil und gewachsen bin ich selbst momentan in meiner Persönlichkeit?

Kinder sind wie ein Spiegel, sie konfrontieren dich mit deinem Innersten, auch mit deinen Wunden. Das kann schmerzhaft sein aber auch Heilung bringen.

Unsere Bedürfnisse als Fachkräfte wahrnehmen

Bereits in der Ausbildung sollten wir uns dazu Gedanken machen, welche unerfüllten Bedürfnisse habe ich selbst? Und nach was suche ich genau?

  • Was brauche ich, um mich gut mit mir selbst zu fühlen?
  • Welche Stärken habe ich? Welche Stärken kann ich sehen?
  • Wie kann ich dafür sorgen, mich unabhängig zu fühlen?
  • Habe ich die Möglichkeit, mich selbstwirksam zu fühlen?
  • Habe ich die Möglichkeit nach einem empathischen Gegenüber, das mir zuhört?

Es gibt unzählige Bedürfnisse, die dabei eine Rolle spielen können. Weitere mögliche Bedürfnisse findest du im Artikel: „die Bedürfnisse des Menschen

Eines dürfen wir nicht vergessen, unsere Aufgabe als Erzieherinnen und Erzieher ist es, für die Kinder da zu sein, sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, sie in ihrem SEIN zu sehen, mit all ihren Gefühlen, Bedürfnissen und Grenzen. Die Kinder sind nicht dafür da, uns unsere unerfüllten Bedürfnisse zu stillen.

Ballmann, A.E. (2019): Seelenprügel

Knauf, H. (2009): Ich will Erzieher/in werden. Warum brandenburgische Fachschülerinnen und -schüler sich für den Beruf der/des Erziehers/in entscheiden. In: Kita aktuell, 3/2009, Carl Link Verlag. S. 52-54.

Stahl, S. (2015): Das Kind in dir muss Heimat finden. Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme. Kailash Verlag: München.


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