Coronamaßnahmen und das Leid der Menschenkinder

Dass Corona existiert, viele Menschen sterben und das Land im Ausnahmezustand ist, das ist nicht zu leugnen. Viele Ärtz:innen, Pfleger:innen, Eltern und nicht zuletzt pädagogische Fachkräfte stehen am Ende ihrer Kräfte. Sie sind ausgelaugt und müssen seit Wochen wichtige Bedürfnisse hinten anstellen – das Bedürfnis nach Sicherheit, Orientierung, Struktur, Alltag, Normalität, Entspannung und Ruhe.

Ähnlich und doch viel mehr trifft dieser Lockdown die Kleinsten. Sie sind ebenfalls am Ende ihrer Kräfte weil viele ihrer Bedürfnisse unerfüllt bleiben. Beispielweise durch das Homeoffice der Eltern, erleben sie, dass ihre Eltern erschöpft und ausgelaugt sind. Dadurch fehlt ihnen der echte, warme Kontakt zu ihnen, die Zuversicht und der Optimismus, es wird alles gut. Sie sind verunsichert, verwirrt und alleine. Dass Kitas und Grundschulen geschlossen sind, trägt mit dazu bei, dass der Kontakt zu Gleichaltrigen stark eingeschränkt ist. Das Tragen von Masken irritiert viele Kleinkinder und verhindert den Zugang zu der so wichtigen mimischen Resonanz der Erwachsenen, an der sie sich orientieren. Psychologen schlagen Alarm, dass viele Kinder psychische Schäden aus dieser schweren Zeit mitnehmen. Auch von mehr Gewalt in Familien ist immer wieder die Rede.

Bedürfnisse, die lange Zeit unerfüllt bleiben, insbesondere psychische Bedürfnisse, führen nachweislich zu psychischem Leid: Depressionen, chronische Erschöpfung, Angststörungen. Wir befinden uns momentan also in einem echten Dilemma zwischen dem Schutz der körperlichen Gesundheit und dem Schutz der psychische Gesundheit. Wie soll man da entscheiden?! Ich frage mich, ist es das wirklich Wert, die psychische Gesundheit unbeachtet zu lassen, um die körperliche Gesundheit mit allen Mitteln zu wahren? Die psychische Gesundheit ist unsichtbar, man sieht sie nicht auf den ersten Blick. Aber rechtfertigt das, sie so sehr zu vernachlässigen?

Die Maßnahmen der Politik von heute auf Morgen zu verändern ist wohl nicht machbar und auch nicht sinnvoll. Die Entscheidungsträger werden ihre auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und durch die Beratung vieler Fachexperten getroffenen Entscheidungen wohl überlegt haben. Ich vertraue ihnen und weiß dennoch, sie sind auch nur Menschen, die Fehler machen können. Ich verzeihe ihnen. Sie geben auch nur ihr Bestes und entscheiden zum Wohle aller nach bestem Wissen und Gewissen. Das ist eine wirkliche Bürde, die Politiker tragen – eine die ich nicht tragen wollen würde. Und dennoch sind sie nicht allwissend und es kann sein, dass sie Wichtiges übersehen: die psychische Gesundheit von Menschen – inbesondere die der Kleinsten.

Was können wir nun tun? Das ist die große Frage. Wir können das Beste daraus machen, eine positive Brille aufsetzen und gut für die unerfüllten eigenen sowie die Bedürfnisse der mir umgebenden Menschen sorgen.

Wir können Optimismus versprühen und so die Resilienz der Kinder fördern: „Momentan ist es manchmal schwer, aber ich bin mir sicher, es dauert nicht mehr lange, und dann wird alles wieder gut sein“.

Wir können für eine psychische Sicherheit sorgen, indem wir verlässliche Ansprechpartner sind, Gefühle der Kinder aushalten und viel Körperkontakt anbieten. Das baut Stresshormone ab. „Hast du manchmal Angst, was passiert? Ja, das habe ich auch. Es ist alles so anders. Aber ich weiß, wir halten fest zusammen, haben hier eine schöne Zeit und es dauert nicht mehr lange, da werden wir wieder Ausflüge machen können!“

Wir können das Positive an der Situation sehen: mehr Zeit, mehr Familienzeit, mehr Möglichkeit für technische Entwicklungen, kurzzeitige Erholung des Klimas, Möglichkeiten, um sich selbst neu zu entdecken, eigene Ziele zu überdenken. „Wie wundervoll, wir können ausschlafen und einfach das tun, nach was uns der Sinn steht!“

Wir können einander Einfühlung geben, nicht nur den Kindern, auch Nachbarn, befreundeten Ärzt:innen, Pfleger:innen oder pädagogischen Fachkräften: „Das, was du leistest, ist wirklich viel. Du bist sicherlich sehr erschöpft und sehnst dich nach einer Pause und Normalität oder?“ „Du ärgerst dich sehr über die Maßnahmen der Politik. Sie sind für dich schwer erträglich oder? Können wir dich in irgendeiner Weise entlasten?“ Allein das Gesehen werden erfüllt Kindern und Erwachsenen einige wichtige psychische Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Gesehen werden, Wertschätzung, Respekt und die Botschaft:

„Was du fühlst ist in Ordnung, was du denkst ist in Ordnung und wie du bist ist in Ordnung!“

Viele Mensche müssen in diesen Zeiten eine große Last tragen, insbesondere die Kinder. Übernehmen wir also Verantwortung, sorgen wir für uns selbst und für die Kleinsten. Vermitteln wir Sicherheit, Orientierung, Struktur und gönnen wir uns selbst Ruhe und Entspannung.

Ich bin mir sicher, wenn wir annehmen, was ist und das Beste daraus machen, werden wir alle gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Stärkende, umarmende Grüße,

Lea

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